Foto: Mirko Kussin
Vor gut zweieinhalb Jahren kauften meine Frau und ich uns ein Haus. Baujahr 1889, vielleicht auch älter, so ganz genau weiß es niemand mehr. Eigentlich war es zu groß für uns und eigentlich bedeutete es viel zu viel Arbeit, aber es lag wunderschön ruhig und wir hatten genügend Phantasie uns vorzustellen, wie es einmal aussehen könnte. Also stürzten wir uns in dieses Abenteuer.
Natürlich haben wir die Arbeit unterschätzt und unsere Kraft überschätzt. Und natürlich dachten wir, dass Handwerker schon das tun würden, was man abgesprochen hatte.
Dieses alte Haus lehrt mich täglich neu Demut und Geduld. Nicht alle meine Vorstellungen und Wünsche können sofort umgesetzt werden. Ich lerne, mich mit dem Unperfekten zu arrangieren, ohne das Bild davon, wie das Haus irgendwann einmal aussehen soll, zu verlieren. Viel zu oft fallen mir aber immer noch zuallererst, die Dinge auf, die noch nicht gemacht sind. Ich übersehe all das, was meine Frau und ich bereits erreicht haben.
Vor allen Dingen lehrt mich dieses Haus aber zu vertrauen.
Neulich strich ich den Kellersockel: schwerer, massiver Bruchsteinen, vor Jahrzehnten verputzt. Der Putz hatte Risse und Macken und anhand der unterschiedlichen Strukturen sah ich, dass im Laufe der Jahre bereits so manche Stelle ausgebessert worden war. Ich spachtelte auch ein wenig und strich anschließend den Sockel.
Steht man nun vor dem Haus, sieht man einen frisch gestrichenen Kellersockel, dessen Putz immer noch rissig ist. Der Narben davontrug und ausgebessert wurde. Die neue Farbe verdeckt die Wunden nicht. Und das soll sie auch nicht. Ich weiß, dass unter dem vernarbten Putz der massive Naturstein liegt. Alt, fest und sicher trägt er uns.
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