Bild: Nicole Elß
9. November …
Kein anderes Datum ist so sehr mit der deutschen Geschichte beladen, wie der 9. November. 1848, 1918, 1923, 1938, 1989.
Dieser Tag bereitet Gänsehaut, Freude und große Trauer. Ich denke, dass alle Menschen im Osten des Landes sich ganz genau an den Tag des Mauerfalls erinnern, was sie gerade gemacht haben und wo sie waren. Wir saßen zuhause vor dem Radio, weil der Fernseher kaputt war und konnten es nicht glauben. Das war für uns ein Wunder! IRRE!!! Wir dürfen in den Westen reisen. Die DDR hatte ausgedient. Nie werde ich und tausende Menschen das vergessen.
VERGESSEN und ERINNERN! Das gilt besonders für den 9. November 1938. Denn wir alle wissen: NIE WIEDER IST JETZT!
An diesem Tag besuche ich immer den Jüdischen Friedhof in meiner Heimatstadt Erfurt. Doch als ich dieses Jahr vor dem Tor stand, war schon abgeschlossen. Enttäuscht drehte ich mich um, um zu gehen. Da stieg ein Mann aus einem parkenden Auto aus und fragte, ob ich auf den Jüdischen Friedhof wolle; der würde an Feiertagen immer schon früher geschlossen. Ich sagte ihm, dass ich deswegen hier sei. Schade, dass ich zu spät sei. Doch er schloss mir auf, ging mit mir gemeinsam hinein und wartete auf einer Bank. So konnte ich doch noch einen Stein für Anne Frank und alle jüdischen Menschen, die dem Holocaust zum Opfer gefallen waren, an der Gedenkstelle ablegen.
Der jüdische Mann und ich kamen ins Gespräch, und er lud mich ein, doch auch einmal einen Gottesdienst in seiner Gemeinde in der Synagoge zu besuchen. Die Erfurter Synagoge ist die einzige, die in der DDR einen Neubau erhielt. Er sagte mir, jeder könne den Gottesdienst besuchen. Ich dankte für die Einladung.
Am Ausgang des Friedhofs befindet sich ein Wasserhahn mit einem kleinen Becken. Denn jüdische Menschen haben das Gebot, sich nach dem Besuch bei den Toten mit dem Gebet: „Gelobt seist Du, Ewiger, unser Gott, König der Welt, der uns mit Deinen Geboten geheiligt und uns befohlen hat, das Händewaschen zu tun“, die Hände zu waschen.
Jüdische Traditionen finde ich sehr spannend. Ganz beseelt ging ich nach Hause.

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