Bild: Rita Krötz
Am Nachmittag erhalte ich mit einem „Pling“ folgende Whatsapp-Nachricht meiner Nichte. Ich lese die Worte ihrer dreijährigen Tochter Helena:
„David, die Welt ist schön – weil ich bin da und Du bist da“
Wau, was für eine tiefe Aussage aus Kindermund! So meine spontane Reaktion. Mein Herz hüpft vor Freude und Staunen über diesen Satz zu David, ihrem kleinen Bruder, der bald ein Jahr alt wird.
Ich stelle mir vor, wie diese Worte soeben in einer Spielsituation gefallen sind. Vermutlich waren beide mit großer Freude aneinander in ein intensives Spielen vertieft. Und da kam aus der Tiefe des Herzens diese Botschaft, die nahezu philosophisch anmutet.
Eine wirklich frohe Botschaft an den kleinen Spielpartner. Da ist ein kleines Mädchen, das spontan ihr freudiges Lebensgefühl äußert in einem Moment liebevoller Verbindung mit ihrem Bruder. Offensichtlich empfindet sie ihr Dasein in dieser Welt als eine freudige Angelegenheit. Und dieses Empfinden möchte sie ihrem geliebten Bruder mitteilen. Er ist selbst wesentlicher Grund dieser Freude.
Während ich darüber nachsinne, fällt mir auf, dass sich die kleine Helena vermutlich gar keine Gedanken gemacht hat. Ihre Worte sind einfach intuitiv aus ihrem Herzen aufgestiegen – nicht in ihrem Kopf. Wie schön ist das! Ich spüre so etwas wie Ehrfurcht vor diesem jungen Leben. Dieses Kind hat Wesentliches von dieser Welt und menschlicher Beziehung erfasst. Ich ahne etwas von dem Geheimnis, das Gott in uns Menschen hineingelegt hat. Ein Geheimnis, das in mir als Erwachsene oft überdeckt wird von alltäglichen Pflichten und der insgesamt schwierigen Weltlage. In mir ist auch Scham über die mangelnde Fähigkeit, die Dankbarkeit zu pflegen und Freude im Herzen zu spüren.
Wie schön, die wunderbare Gabe des Moments zu erkennen. Und diese Gabe der Freude und des Dankes entstehen nicht nur durch das Betrachten herrlicher Landschaften, sondern vor allem durch menschliche Beziehungen – in liebevollem Miteinander. Die Freude liegt oft nicht in großen Ereignissen, sondern im einfachen Sein – im Dasein mit anderen.
Von Herzen wünsche ich uns diese kindliche Erfahrung des Hinspürens in Momente unseres Alltags, die Freude und Dankbarkeit schenken. Dies wird auch unser Lebensgefühl nähren, als Pilger der Hoffnung unterwegs zu sein.
Vielleicht können wir dann auch mit Psalm 118 singen:
„Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein“ (Psalm 118,24)
Rita Krötz