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Ja, meine Frau und ich sind froh und dankbar, dass es in diesen corona-len Zeiten vielfältige und hilfreiche mediale Hilfen zum Mitfeiern von Gottesdiensten gibt. Wir erleben uns so als Teil einer großen kirchlichen Gemeinschaft, in der unsere Sorgen, Fragen, Ängste und Hoffnungen zur Sprache kommen, einen Ort finden, wir uns einlassen und ausrichten auf Gott und sein Wort. Das möchte ich, das möchten wir nicht missen.
Und doch bewegt mich immer wieder und immer stärker ein anderer Gedanke: Hängt unser Glaubensleben in erster Linie und fast ausschließlich an „klerikalen Angeboten“? Wir richten den Blick nach außen, auf die Kirche und ihre Angebote, zuweilen auch nach innen, auf uns selbst und das, was uns persönlich guttut. Aber fehlt da nicht eine ganz wichtige „Zwischenperspektive“: Die Familie als Glaubensgemeinschaft, als Hauskirche, als Kirche im Kleinen? Das steht zwar in kirchenamtlichen Dokumenten, aber wie sehr ist das in unseren Köpfen und Herzen, in unserem alltäglichen Leben verankert, wie tief hat es dort Wurzeln geschlagen?
Um es an einem Punkt deutlich zu machen: Jedes Jahr wird in allen katholischen Gemeinden in dem Augenblick, an dem sich die Kommunionkinder und ihre Eltern zum ersten Mal treffen, davon gesprochen, dass jetzt die Kommunionvorbereitung beginne. Im Blick auf die Gemeinde ist das zwar zutreffend, aber im Blick auf die Familien ist es schlichtweg ein Übersehen der wichtigen und unverzichtbaren Glaubenserfahrungen in der Familie! Die Kommunionvorbereitung eines jeden Kindes beginnt mit dem Tag seiner Geburt. Und wenn sie da nicht beginnt, dann hängt die ganze Kommunionvorbereitung in der Gemeinde erfahrungsmäßig „in der Luft“. Die Beziehung zu Gott und zu Jesus Christus muss doch vorher schon gepflegt und grundgelegt worden sein. Und die Eltern sind nun mal die ersten und wahrscheinlich wichtigsten „Glaubenszeugen“, „Botschafter*innen des Evangeliums“, der Frohbotschaft von Gott und seiner liebenden Zuwendung zu uns Menschen. Ist das nicht „unhinterfragter Klerikalismus“, das Glaubensleben der Familien „einfach“ zu übersehen?
Um auf den Ausgangspunkt „Glauben leben in corona-len Zeiten“ zurückzukommen:
Natürlich werden wir in den Kar- und Ostertagen auf die medialen kirchlichen Angebote zurückgreifen.
Aber darüber hinaus werden wir uns auf die Suche begeben nach Angeboten und Hilfestellungen, was die Feier dieser „heiligen Zeit“ für uns als Paar und für Familien angeht, entsprechende Lieder und Gesänge inbegriffen. Auch und gerade dort ist Kirche, sind wir Glaubensgemeinschaft – ohne Liveübertragung oder Livestream.
Könnte es nicht ein „Fingerzeig von oben“ sein, die „klerikale Brille“ einmal abzulegen und (endlich!!) die Familie als Hauskirche stärker ins Zentrum zu rücken?! Ich meine uneingeschränkt: Ja!
Wilfried Röhrig 03/2020
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