Haifa bei Nacht – Foto: Anne-Madeleine Plum
Heimat ist kein Ort, sondern ein Gefühl – singt Herbert Grönemeyer. Auf jeden Fall hat Heimat mit Erinnerung zu tun, mit biographischer Erinnerung. Ab einem Alter von etwa drei Jahren beginnt das autobiographische Gedächtnis, das episodische Gedächtnis, zu funktionieren.
Mit dem Älterwerden wird es nicht unbedingt zuverlässiger, im Gegenteil. Die Häufigkeit und Art, wie etwas erzählt wird, überlagert mehr und mehr das Erlebte. Menschen erzählen als eigenes Erleben, was andere ihnen erzählt haben. Für den Autor und Regisseur Edgar Reitz ist Heimat ist etwas Verlorenes, hat mit den frühen Erfahrungen zu tun, die ein Mensch macht, und ist etwas, was man als Erwachsener immer auf eine sehnsüchtige Weise sucht.
Man spricht heute viel über Heimat, auch Politiker. Kritiker stört das – für sie ist das gefährlich, der politische Heimatbegriff sei von Grund auf ausgrenzend und antiemanzipatorisch und hätte mit der Realität so ziemlich gar nichts zu tun. Für die Bibel ist Heimat dagegen eine ganz und gar reale Größe. Der Verlust von Heimat durch Vertreibung und Deportation bedeutet großes Leid. Die Rückkehr in die Heimat ist eine Gnade Gottes. Tobit 14,5: Dann wird Gott Erbarmen mit ihnen haben und sie in die Heimat zurückführen.
Jesus selbst sagt von sich, dass er kein wirkliches Zuhause hier hat (Mt 8,19ff). Und er fordert von denen, die ihm nachfolgen, ihre Heimat zu verlassen. Die wahre Heimat ist für das Evangelium kein irdischer Ort, sondern die himmlische Heimat, zu der wir in diesem Leben unterwegs sind.
Christen haben hier mehr als einen Auftrag: Heimat für Menschen bieten, die ihre ursprüngliche Heimat verlassen müssen und Recht auf Rückkehr in die Heimat von den Verantwortlichen einfordern. Aber zugleich die Sehnsucht nach der wahren Heimat wach halten. Wer über Heimatliebe spottet und Heimat als rechtspopulistische Kategorie sieht, sollte sich einmal von jungen syrischen Studenten erzählen lassen, wie schön einst ihre Heimatstadt Damaskus war. Sehnsucht nach Heimat ist tief in der menschlichen Seele verankert. Und sie ist schön.
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