Date:28. Sep 2003

“Gott” in Europa

Gebet

 

Die Europäer streiten sich,
ob sie “Gott” in ihrer Verfassung haben möchten.
Der Papst und einige versprengte Länder mahnen,
auf die eigenen Ursprünge zu achten.
Doch die meisten wollen 
keine Aufsicht über die weltlichen Dinge
durch einen Gott und dessen Vertreter,
zumal in einem multikulturellen Land,
ohne “Leitkultur”,
niemand so genau zu sagen vermag,
welcher Gott nun eigentlich gemeint ist.

Zugleich wehen Europafahnen,
zwölf goldene Sterne auf blauem Grund,
vor den Gebäuden, in denen diskutiert wird.
Diese Fahnen werden zum Symbol des Vergessens.

“Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: 
eine Frau, mit der Sonne bekleidet; 
der Mond war unter ihren Füßen 
und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt.”
Was für christliche Politiker seinerzeit
Grundlage für den Entwurf der Europaflagge war,
wurde nie gewusst oder wieder vergessen.

So entsteht die paradoxe Situation:
Politiker halten unter Europas Flagge,
die auf marienblauen Untergrund 
Sterne aus dem 12 Kapitel der Apokalypse zeigt,
Reden darüber,
dass “Gott” nicht in die Verfassung gehört.

Weit weg von dieser Diskussion
ist der schlichte Glaube der Menschen,
die an ihren Häusern
das Bild jener Frau mit dem Sternenkranz
als ein Licht für ihr Leben sehen.

Gott unserer Geschichte,
ich bitte dich, 
lächle ein wenig über unsere Dummheit,
über unsere Geschichtslosigkeit,
über unsere Selbstvergessenheit.
Öffne uns neu die Augen für das,
was uns trägt,
was in unseren Ländern gewachsen ist,
was uns zukunftsfähig macht.

HB