Zujubeln – König der Könige

Gebet

Christus Grabeskirche - Foto: Kerstin Rehberg-schroth

  Grabeskirche – Foto: Kerstin Rehberg-schroth

Sie trugen Palmzweige in den Händen und riefen …

Sie jubelten und jubelten
Dir zu …
Sie jubelten und jubelten
ihren Königinnen und Königen zu,
denen, die sie selbst zu solchen ernannten,
denen, die mächtig wurden, durch die Stimmen derer, die jubelten …

Sie jubelten zu
charismatischen Persönlichkeiten, die es verdient haben,
Politikerinnen und Politikern, die bei Wahlen erwünschte Mehrheiten erhielten,
auch denen, bei denen sich so viele fragen, wer diese denn wohl gewählt haben mag … – und die doch 10, 20 oder noch mehr Prozent der Wählerstimmen ergattert haben …
Sie jubelten ihnen zu … Sie jubeln ihnen zu …

Sie ließen sie fallen: Hatte man einer nicht im Vorfeld 40% der Stimmen vorausgesagt? Noch kurz vor den Wahlen? Und dann waren es viel weniger? Die, die vor vier Jahren noch so viele Stimmen erlangt haben, wo sind sie heute?
Wo sind die, die einst bejubelt wurden?

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    Politischer Alltag? Alltag in unserer Lebenswirklichkeit?
    Ein Auf und Ab von Stimmen – gewählt werden und verlieren …,
    Beliebtsein, Bejubelt-Werden und Ausgebuht-Werden …
    Anderen Gleichgültig-Sein …
    Heute ist der hier König, Held, der Beste,
    morgen ist diese da die Chefin, die Größte, die Erwählte.

    Sie jubelten Dir zu. Sie wollten Dich zum König. Alles sollte gut werden – an diesem Tag.
    So wie sie es wollten.
    So wie wir es wollen.
    So denken wir uns Menschen,
    so bejubeln wir sie.
    Als die, die sie sind? Oder so, wie wir sie gerne hätten?
    Und wenn sie doch ganz anders sind? Was dann?

    Was, wenn dieser König einer für die Armen sein will,
    einer für die Verfolgten, für die, die unten sind, für die, die auf der Flucht sind? Einer – wie Du?

    Sie jubelten dir zu – sie ließen dich fallen.
    Sie verspotteten dich, den König, krönten Dich mit Dornen, hatten nur noch Hohn und Spott für Dich übrig …
    Sie schreien: Weg mit denen, die nicht hierher gehören, mit denen, die anders sind …
    Sie haben Angst vor ihnen, haben Angst vor Dir, der Du Dich mit denen abgibst, mit denen sie nichts zu tun haben wollen …
    Sie schrien: Ans Kreuz mit Jesus.

    Und du bleibst König – bloßgestellt und mit Dornenkrone …,
    das ist gleichgültig. Deine Würde kommt nicht durch Kleider und Aussehen.
    Königlich, würdevoll – so ist unser nacktes Menschsein, so bist Du, Gott und Mensch.
    Königlich, würdevoll – so sind wir – vor Dir – durch Dich.
    Königlich, würdevoll – auch in unserer tiefsten menschlichen Schwäche, in unser größten Blöße.
    Bejubelt, fallen gelassen oder gleichgültig ignoriert … – mit Königswürde hast Du, Gott, uns geschmückt. Den Menschen zu meiner Linken und den zu meiner Rechten und den mir gegenüber und auch mich. Jeden und jede. Königlich, würdevoll – danke, Herr, Du König der Könige. Amen.

    Kerstin Rehberg-Schroth