Date:12. Aug 2007

zu Mariä Aufnahme – 15. August 2007

Meditation

Entschlafung Mariens, Dormitio Jerusalem

„Einen Menschen lieben heißt sagen:
Du wirst nicht sterben“
Gabriel Marcel[1]

Wenn ein Mensch einen anderen liebt, dann wird er sehr darauf bedacht sein, dass es der geliebten Person gut geht, dass sie alles hat, was sie zum Leben und zum Glück braucht. Das gilt auch für Gott: Er schafft Welt und Mensch, weil er sie liebt – aus keinem anderen Grund. Und er will, dass es uns gut geht.
Das bedeutet auch, dass unser Leben einmal ohne Grenzen und Beeinträchtigungen sein wird. Doch noch hat unser Leben eine unerbittliche Grenze: den Tod. An ihm entzündet sich unser Lebenshunger. Um ihn zu stillen, ist Jesus Mensch geworden, gestorben und auferstanden: Der Tod soll nicht mehr länger zwischen Gott und Mensch stehen. Wir können das ewige Leben nur wollen – Gott hat es für uns geschaffen.
Maria ist die Erste, die das neue, vollendete Leben erfahren darf. Sie hat sich ganz auf den Gott des Lebens eingelassen – und erfährt jetzt, dass sie auch noch im Tod gehalten ist von Seiner Liebe, die sagt: „Du wirst nicht sterben!“
Sie ist schon in die Herrlichkeit Gottes aufgenommen – mit Leib und Seele. Alles, der ganze Mensch mit seiner je eigenen konkreten Lebensgeschichte, geht im Tod nicht verloren, sondern findet seine Erlösung bei Gott. Maria ist dabei die Erste, die das erfährt.
Wo es eine erste gibt, da gibt es auch zweite, dritte etc. – wir! Auch zu uns sagt Gott: „Ich liebe dich“ – und das heißt auch: „Du wirst nicht sterben!“ Weil Gott uns liebt, werden wir im Tod nicht untergehen, sondern zum Leben finden. Maria ist auf dem Weg des Lebens zur Vollendung geführt worden, die einmal auch unser Ziel sein wird.

Wenn das kein Grund zum Feiern ist…

Markus Lerchl

[1] Zitiert nach: Kessler, Hans, Sucht den Lebenden nicht bei den Toten. Die Auferstehung Jesu Christi in biblischer, fundamentaltheologischer und systematischer Sicht, (Topos plus Taschenbücher 419), Erweiterte Neuausgabe, Topos plus Verlagsgemeinschaft 2002.