Zärtlich berührt

Gebet

Flughafen Frankfurt. Terminal 1.
20.30 Uhr. Flughafenkapelle.
Wie meistens vor Flügen sitze ich dort,
um, bevor es in den Himmel geht,
noch ein wenig bei IHM auf der Erde zu verweilen.

Eine Stewardess kommt herein, wohl eine Südamerikanerin.
Sie stellt sich vor den Altar und betet.
Regungslos verweilt sie etliche Minuten.
Dann tritt sie am Altar vorbei vor das Kreuz,
küsst die Finger ihrer rechten Hand
und berührt mit diesen Fingern zärtlich das Kreuz.
Sie geht hinüber zur Marienstatue
und berührt in gleicher Weise die Frau mit dem Kind.
Nach einem kurzen Gebet verneigt sich
und verlässt die Kapelle.

Vielleicht geht sie jetzt zu ihrem Gate,
denke ich,
und hat sich und ihren Flug hier Gott anvertraut.
Oder sie hat einen Kummer,
den sie vor oder nach einem Flug hier abladen wollte.
Sie hilft sich jedenfalls,
indem sie sich von Gott helfen lässt.
In der zärtlichen Berührungsgeste
lag so viel Vertrauen, Hoffnung und Zuneigung!

Ich vergesse, was ich Gott über mich selbst sagen wollte,
und bete:

Gott, du Herr des Himmels und der Erde,
wenn sich die Menschen hier
von der Erde in den Himmel erheben,
dann nehmen sie alles mit, was ihr Herz bewegt.
Ich bitte dich für diese Frau,
der ich wohl nur dieses eine Mal in meinem Leben begegnet bin.
Nimm sie in deinen Schutz,
wie im Himmel so auf Erden.

Und mir, o Gott,
schenke die Zärtlichkeit dieser Frau,
ihr Vertrauen und ihre Hoffnung,
dass alles bei dir aufgehoben ist.

HB