Cover Wohlleben
“1,3 Millionen mal hat sich “” bis heute allein auf deutsch verkauft, 41 Auslandslizenzen hat der Verlag vergeben. Die Zahlen der Nachfolgetitel sind ebenfalls märchenhaft: “Das Seelenleben der Tiere” kommt auf 35000 Exemplare und 29 Auslandslizenzen. “Das geheime Netzwerk der Natur auf 240 000 Exemplare und 22 Auslandslizenzen. Und auch der neueste Titel “Das geheime Band zwischen Mensch und Natur”, erschienen im August, verzeichnet schon 145000 Exemplare und 12 Auslandslizenzen. So sicher wie die Bäume im Frühling wieder ausschlagen, so sicher landet jedes neue Wohlleben-Buch auf Platz eins der SPIEGEL-Bestsellerliste.
Das liegt daran, dass Wohlleben klug genug ist, dem einmal gefundenen Erfolgsrezept treu zu bleiben. Er erzählt in neuen Anekdoten und Metaphern immer wieder die alte Geschichte: dass alles mit allem zusammenhängt in der Natur, dass Pflanzen, Tiere Menschen sich ähnlicher sind, als viele Menschen wahrhaben wollen.
Wer ein Wohlleben-Buch kennt, so ließe sich spotten, der kennt alle Wohlleben-Bücher. Aber hey, der Wald ist kein Wohlleben-Produkt, der Wald ist eine Chiffre für die Ewigkeit.
In seinen Büchern vermenschlicht Wohlleben die Natur, um sie den Menschen nahezubringen. Er schreibt über Buchen, die gerne mit Artgenossen “kuscheln”, also am liebsten dicht an dicht mit anderen Buchen aufwachsen. Über ein Pferd, das sich “schämt”, über einen Hahn, der “lügt”. Wohlleben verbindet wissenschaftliche Erkenntnis mit eigenen Erfahrungen und übersetzt beides in Emotionen. Er vereinfacht und veranschaulicht, wo immer es geht. …
Wohlleben aber ist nicht nur Deutschland ein Star. Seine Bücher sind und waren Bestseller in Kanada und in den USA, in Frankreich, Polen, Schweden, Dänemark, Norwegen, Estland, Taiwan. Das liegt sicher auch daran, dass sich viele ihre Gesellschaften so wünschen wie Wohlleben den Wald zeichnet. In seinen Büchern ist der Baum der bessere Mensch, fürsorglich, solidarisch, sozial. Wohlleben erzählt von Bäumen, die über ihr Wurzelsystem Nährstoffe austauschen, die sich über Düfte gegenseitig vor Schädlingen warnen, die ihren Nachwuchs unter ihrem dichten Blätterdach erziehen, damit er behütet und nicht zu schnell groß wird. Und so zeichnet er das Bild einer Natur, in der nicht das Recht des Stärkeren herrscht, sondern das Ideal des Solidarismus. Zusammen sind wir stark, ein Baum allein macht noch keinen Wald. In Zeiten wie diesen wird der Walderklärer Wohlleben zum Welterklärer.” (Tobias Becker in: Der Spiegel, Nr. 4/18.1.2020.
Doch Wohlleben ist nicht der einzige, der solches darlegt. In meiner Privatbibliothek finde ich auch Buchtitel wie “Das Geheimes der Bäume” (Haerkötter). Und: “Wir sind Geschöpfe des Waldes. Warum wir untrennbar mit den Bäumen verbinden sind” (Wolf-Dieter Storl). Und: “Die Intelligenz der Pflanzen” (Mancuso/Viola). Also auch die Pflanzen.
Aber auch Titel wie: “Mystische Pfade in der Eifel. Wanderungen auf den Spuren von Mythen und Sagen” (Antje Bayer). Oder: “Mystische Pfade am Rhein: 35 geheimnisvolle Wanderungen an Ober- und Mittelrhein” (Bayer).
Hilfreich für unser Glaubens- und Religionsverständnis? Ich höre Theologen neben mir zischeln: Alles zu irrational. Unwissenschaftlich. Wenn schon Glaube, dann: Glaube ist immer rational, sagte mir der Leiter eines Seelsorgeamtes vor noch nicht langer Zeit, als ich ihm andeutete, dass der Glaube immer auch irrationale Wurzeln hat bzw. braucht. Ja, aber.
Und doch: theologisch verantwortet: Glaube auf den Begriff gebracht, clare et distincte (Descartes), objektiv, sachlich. Dies das Ideal des neuzeitlichen Denkens. Und in mancher Hinsicht auch unserer Theologie und ihrer Verlängerung in Religionsunterricht und Verkündigung. Merkt sie, dass ein post-säkular, nachneuzeitliches Denken, Spüren und intuitives Wahrnehmen da schon längst – von den Theologen eher behindert – eine neue Irrationalität hervorgebracht hat, die auf ihre Weise (auch) erkennt. Eine Irrationalität, eine Art postsäkularen Animismus. Etwas, was zu allen Zeiten weitgehend unbewusstes Wurzelwerk des bewussten, geklärten, bedachten und durchdachten Glaubens war und auch heute sein muss.
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