Foto: Klaus Glas
Beate Mitzscherlich, Psychologin an der Hochschule Zwickau, konnte in Untersuchungen drei Bedeutungen von Heimat ausmachen. Etwa ein Drittel der von ihr Befragten verbindet mit dem Begriff den Geburts- oder Herkunftsort. Diese Sichtweise entspricht der ursprünglichen Bedeutung. Im 18. Jahrhundert war Heimat ein Stück Land: Grund und Boden, den man bearbeiten konnte.
Ein weiteres Drittel versteht unter Heimat die aktuelle soziale Lebenssituation: die eigenen vier Wände, Familie und Freunde, der Arbeitsplatz, der einem Sicherheit gibt.
Schließlich gibt es eine ideelle Ebene, die man mit dem emotional geladenen Begriff Sehnsüchte assoziiert.
Heimat in diesem Sinn meint die Hoffnung, in einer beschleunigten Welt Resonanz-Erfahrungen machen zu können. Heimatgefühle kommen demzufolge mit anderen Menschen da auf, „wo ich verstehe und wo ich verstanden werde“ (Karl Jaspers).
Beheimatung finden
Pater Josef Kentenich sagte in den 1950er Jahren: „Das Heimatproblem dürfte … letzten Endes das Kulturproblem der heutigen Zeit sein. Deswegen ist Heimatlosigkeit das Kernstück der heutigen Kulturkrise.“ Wo oder bei wem kann man Heimat finden? Der prophetische Seelsorger war überzeugt, letzte Geborgenheit könne der Mensch nur in Gott finden. Wir sollten uns deswegen auf eine lebenslange „Spurensuche“ machen. Insofern gehe es weniger um Sonntagsheiligung als um Montagsheiligkeit, nicht nur um Gottesdienst im Gotteshaus, sondern vielmehr um persönliche Gottesbegegnungen in Alltag, Arbeit und Routine.
Um ein „göttliches Heimatgefühl“ zu erfahren, muss viel geübt werden. Das gilt in vielen Bereichen des Lebens. Der Hirnforscher Manfred Spitzer weist etwa darauf hin, „dass ein wirklich guter Musiker bis zum etwa 20. Lebensjahr mindestens 10.000 Stunden mit seinem Instrument zugebracht hat.“ Eine ebenso einfache wie effektive Möglichkeit, Beheimatung psychologisch einzuüben besteht darin, sich am Abend zu fragen: Für welche drei Begegnungen oder Erfahrungen kann ich Gott heute Danke sagen?
Beheimatung im religiösen Sinn meint den immerwährenden Prozess des Sich-Verbindens mit Menschen, Orten und sinnvollen Ideen. Dieser Dreiklang wurde von Pater Josef Kentenich beschrieben. Wo finden wir Gott? Vor allem in den Herzen der Menschen, denen wir begegnen. Wie kann ich in Gott Beheimatung finden? Durch persönliche Begegnungen und sinnvollen Projekten mit anderen, bei denen ich in Achtsamkeit erahne: Jetzt, in diesem Moment, ist Gott da.
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