Date:04. Mrz 2007

Wie viel sind uns Kinder wert?

Zeichen der Zeit

 

Der Kampf um die Kinder ist wieder einmal entbrannt. Anlass sind die Krippenplätze, die die Bundesregierung neu einrichten möchte. Verstimmungen gibt es auf allen Seiten. Wie können die Argumente ein wenig geordnet werden?

Einerseits

  • Frau von der Leyen legt ihr Hauptaugenmerk auf die berufstätigen Frauen und deren Bedürfnis, ihre Kinder zu betreuen. So entsteht leicht der Eindruck, das einzig akzeptierte und favorisierte Modell der Frau in Deutschland sei die Berufstätige, die nebenher auch Kinder hat. Wenn das so wäre, bliebe die vielbeschworene Wahlfreiheit – Mutter und Erzieherin ohne Berufstätigkeit oder berufstätige Mutter – auf der Strecke.
  • Es wird immer deutlicher unterstellt, dass der Staat und seine Einrichtungen der bessere Erzieher sei. Das zeigt beispielsweise die Reaktion auf die Pisa-Studie. Die einzige Konsequenz, die in der Öffentlichkeit diskutiert wird, ist die Verbesserung der schulischen Situation und eine frühere Einschulung bzw. Vorschule. Kaum jemand denkt dran, die Erziehungskompetenz der Eltern zu stärken.

Andererseits

Es bleibt zu bedenken:

  • In Deutschland leben 20 Prozent der Kinder bei nur einem Elternteil. Meist müssen diese alleinerziehenden Mütter und Väter durch berufliche Tätigkeit für ihren Lebensunterhalt sorgen.
  • Viele Geringverdiener können nicht von einem Gehalt ihre Familien ernähren. Soeben wurde eine Statistik veröffentlicht, dass besonders in Ostdeutschland nicht wenige Berufsgruppen zwischen 3 und 4 Euro pro Stunde verdienen.
  • Für diese große Zahl von Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, sind 750.000 Krippenplätze eher eine bescheidene Zahl.
  • Es hat keinen Sinn, über Verschulden oder Unverschulden dieser Situation zu streiten. Die Kinder dieser Familien und Teilfamilien brauchen Hilfe.

Grundsätzlich

In der Diskussion sollten eher drei Spuren verfolgt werden:

  • Die Eltern sind die ersten und eigentlichen Erzieher ihrer Kinder. Dieses elterliche Recht – und diese elterliche Pflicht – ist nicht veräußerbar. Staatliche und andere Hilfen, auch kirchliche Hilfen, können und dürfen nur subsidiär, das heißt unterstützend sein.
    Die „Lufthoheit über die Kinderbetten“ steht nur den Eltern zu.
  • Paare, Frauen und Männer, ob verheiratet oder nicht, müssen sich die Frage gefallen lassen:
    Wie seht ihr eure Zukunft?
    Wie viel vertrauen habt ihr sozusagen in die menschliche Rasse?
    Legt ihr Wert darauf, dass ihr euer Leben weitergebt in die nächste Generation?
    Habt ihr bedacht, wie viel Mehrwert an Menschlichkeit, Freude, Zufriedenheit, Dankbarkeit Kinder in euer Leben bringen würden?
  • Die Stellung zum Kind – allgemein mit dem Schlagwort „Kinderfreundlichkeit“ bezeichnet – wird sich darin zeigen, wie viel Zeit, Kraft, Liebe, Hoffnung und auch Finanzen Menschen in Kinder investieren.
Hubertus Brantzen

Siehe die neuste Umfrage zum “Generationenbarometer”: Eltern wollen mehr Zeit für ihre Kinder