Weihbischof Ludger Schepers, Essen

Kind mit SpielgitarreFoto: khamkhor – pixabay.com

Singen aus vollem Herzen

Welche Kraft und Wucht mit Trommeln verstärkter Gesang haben kann, ist mir am 21. Mai rund um den ökumenischen Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche anlässlich des DFB-Pokal-Endspiels RB Leipzig gegen den SC Freiburg begegnet. Die jeweiligen Fans sammelten sich in der Nähe des Breitscheid-Platzes und stimmten vollhals und mit Inbrunst ihre Fangesänge an. Was gesungen wurde, habe ich leider nicht verstanden, aber es war friedlich.
Drinnen in der Kirche ging es mit „Eingeladen zum Fest des Glaubens“, „Möge die Straße uns zusammenführen“ und „Großer Gott, wir loben dich“ gesammelter zu. Auch hier wurde mit ganzem Herzen gesungen und alle Mitwirkenden waren der Meinung, engagierteres und kraftvolleres Singen würde unseren Gottesdiensten mehr Lebendigkeit verleihen.

„Wer singt, betet doppelt.“ Dieses dem hl. Augustinus zugeschriebene Wort wird gern bei Festansprachen für Kirchenchöre verwendet. Martin Luther soll es nicht nur geäußert, sondern Eigenes dazu beigetragen haben. Und ja, singen, das ist etwas fürs Herz. Das macht gute Laune. Das berührt die Seele, weil alle Gefühle Platz haben. Und es bleibt etwas hängen. Texte prägen sich ein. Lieder werden zum Ohrwurm oder Evergreen wie: Laudato si; Danke für diesen guten Morgen oder das Taizé-Halleluja.

Manche Lieder bei Firmfeiern beinhalten die inhaltliche Zustimmung zu den Bibeltexten und der Predigt. Die Singenden bringen dabei eine Glaubensüberzeugung zum Ausdruck, bei der ich mich manchmal frage: „Glaubst du wirklich, was du da singst?“ Ich denke an:

  • Herr, du bist mein Leben, Herr, du bist mein Weg
  • Einer hat uns angesteckt mit der Flamme der Liebe
  • Wes Geistes Kind seid ihr … Es wird sich zeigen, ob ihr im Namen Jesu versammelt seid. Ob ihr im Worte Jesu zu Hause seid.
  • Salz sein, Licht sein, Christ sein. … Neue Wege gehen.
  • Es ist Zeit vom Schlafe aufzustehen.

Im Rahmen der Vorbereitung Erwachsener zwischen 19 und 62 Jahren auf ihre Firmung am Pfingstmontag haben an einem Abend acht Personen ihr Lied vorgestellt, das in ihrem Leben zurzeit wichtig ist. Beeindruckend, berührend und ganz authentisch war, was wir hörten.

Im letzten war es immer die Frage nach dem Sinn des Lebens. Wofür sind wir da? Man kann sich schnell verlieren; sich selbst annehmen zu können, so wie man ist, bei aller Verschiedenheit der Personen und ihrer Einstellungen. Wir sind wie du, ein Mensch. Es geht um den Wunsch, glücklich zu sein und andere anzustecken, sich nicht von den Widrigkeiten des Alltags runter ziehen zu lassen; jeden Tag neu dankbar zu sein; um den Willen zu leben. I will survive!

Die ganze Breite der Musikstile war vertreten. Durch die persönliche Deutung, konnte auch ein Partylied neue und tiefe Erkenntnisse vermitteln.

Natürlich war ich auch selbst gefragt. Maybebop hatte ich ausgesucht: „Lied vom Nicht-Verstehen“. Es geht dort um die „Warum“-Frage angesichts vom Krieg in der Ukraine, Pandemie und ich ergänzte: Hungersnot, Klimakrise, Kirchenkrise. Ich fand meine Antwort im Kehrvers des Liedes von Revolverheld, das bei „The Passion“ am Mittwoch in der Karwoche in Essen (und auf RTL übertragen) der Auferstandene Christus (Alexander Klaws) sang: „Halte dich an mir fest, wenn dein Leben dich zerreißt. Halt dich an mir fest, wenn du nicht mehr weiter weißt. Ich kann dich verstehen. Halte dich an mir fest, weil das alles ist was bleibt.“

In diesem Sinne wünsche ich pfingstlichen Geist: „Euer Leben sei ein Fest, Jesu Geist in eurer Mitte.“ Oder: „Atme in uns, Heiliger Geist, brenne in uns, Heiliger Geist, wirke in uns, Heiliger Geist, Atem Gottes, komm.“

 

Weihbischof Ludger Schepers, Essen