Weihbischof Dr. Reinhard Hauke

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Von Beruf Diener

Am 6. Mai ist es wieder einmal so weit. Ein junger Mann aus dem Eichsfeld hat sich über viele Jahre für diesen Tag vorbereitet und den Bischof um die Diakonenweihe gebeten. Das bedeutet in der katholischen Kirche auch, das Leben als zölibatärer Christ freiwillig beginnen. Ebenso verspricht der Kandidat, das Gebet der Kirche zu unterstützen und täglich Gebetszeiten einzuhalten und andere dazu einzuladen. Auch die Sorge um die Armen gehört zu seinem neuen Leben dazu. Der Diakon soll besonders dorthin schauen, wo keiner gern hinschauen will und die Gemeinde auf Not aufmerksam machen.

In meiner Predigt werde ich daran erinnern, dass überall dort, wo der Diakon ist, auch Jesus Christus sein kann und überall, wo Jesus Christus ist, der Diakon sein müsste. „Wo ich bin, dort wird auch mein Diener – mein diakonos – sein“ – sagte Jesus nämlich zu Andreas und Philippus. Als die Bitte nun Jesus vorgetragen wurde, antwortet Jesus mit dem Wort vom Weizenkorn, das in die Erde fällt und stirbt, um reiche Frucht zu bringen. Jesus sehen wollen bedeutet auch, sich mit ihm im Leben und Sterben verbinden.

Der Diakon möchte ein Zeichen und Ansporn sein, sich auf den Weg zum ewigen Leben aufzumachen und das Ziel als lohnenswert zu erkennen. Oftmals hört man: Ein so junger und hübscher Mann, der doch so viel erreichen könnte, verspricht nun Ehelosigkeit und Gehorsam. Was hätte aus ihn werden können?“ Darüber kann man lange nachsinnen, aber dieser junge Mann hat es anders entschieden: Er will mit seinem Leben die Dienstbereitschaft Gottes an uns Menschen erfahrbar machen und dadurch die Menschen ermutigen, die nicht mehr ganz selbstverständliche Bereitschaft zur Selbstlosigkeit und Selbstvergessenheit als wertvoll und nachahmenswert vorzustellen.

Warum ist es nötig, so radikal zu sein? Auch in Kirchenzeitungen wird die Frage nach der Notwendigkeit des Zölibatsversprechens bei Diakonen, die Priester werden wollen, diskutiert. Diese Tatsache der Diskussion sagt mir: Es ist diskussionswürdig! Ich kenne sehr persönliche Motive meiner Mitbrüder, die man in einer Zeitung und auch in einer Kirchenzeitung nicht veröffentlichen wird. Sie gehören zu den persönlichen Schätzen im Herzen eines Diakons und Priesters. Sie haben alle damit zu tun, dass Jesus Christus ihnen wichtig geworden ist und um seinetwillen ein Zeichen der Selbstlosigkeit gesetzt werden will, um ihm ein wenig nur ebenbürtig zu sein, denn Freunde wollen einander gleichen – mehr noch als äußerlich in Haartracht oder Kleidung. Die Gesinnung Jesu, der sogar den Himmel verlassen hat, um hier bei uns Menschen zu sein und uns den Himmel zu eröffnen, ist kaum zu schaffen. Dennoch trauen wir uns, ihn um seine Freundschaft zu bitten und ein wenig nachzuahmen. Möge der neue Diakon zur Frage und zur Antwort für viele Menschen werden.

Weihbischof Dr. Reinhard Hauke, Erfurt

Kommentar aus: basis-online.net