Zeitenstimme: Was lehrt uns die weltweite Pandemie-Krise?
Noch immer ist weltweit die Gesundheitskrise das große Thema. Was sagt sie uns? Dieser Frage begegnen wir immer häufiger. Die Überzeugung: Es wird nach der Krise nicht mehr weitergehen wie vor der Krise? Irgendwie soll vieles neu werden? Ein allgemein verbreitetes Unbehagen an der bisherigen Art, Mensch zu sein, es in Gemeinschaft zu sein, ist eigentlich ziemlich verbreitet, obwohl die Glücksforschung hohe Zufriedenheitswerte gerade in den westlichen Gesellschaften immer wieder ausmacht. Auch dies eine wichtige Zeitenstimme. Den Menschen geht es psychisch gar nicht so schlecht, wie es ihnen auf Grund mancher Beobachtungen und vor allem auch Theorien eigentlich gehen müsste.
Und doch da wäre manches optimierbar. So ist es nicht erstaunlich, dass auf Erfahrungen in der jetzigen Krise, die in Richtung neue Zeitgemäßheit des individuellen und gemeinschaftlichen Lebens der Menschen, das spirituelle vielfach eingeschlossen, in postmoderner Zeit gehen, mit viel Hoffnung und Zuversicht geschaut wird. Immer geht es um eine neue Qualität des Menschseins. Und da steht immer wieder die Familie im Vordergrund der Hoffnungen. Und besonders: Zeit haben füreinander.
Dazu ein kleiner Beitrag aus „Der Spiegel“ (vom 18.7.2020, 29)
„Glücklich am Krisenherd… Die Corona-Monate haben die Geschlechterrollen modernisiert. Corona verändert vieles, manches sogar zum Guten. Am Dienstag überraschte das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) mit der Nachricht, dass in der Krise viele Väter mehr Verantwortung in der Familie übernommen hätten. Ihr Anteil an Kindererziehung und Hausarbeit sei in den zurückliegenden Wochen von 33 Prozent auf den „historisch“ hohen Wert von 42 Prozent geschnellt. Vielerorts hätten Väter und Mütter die Rollen getauscht. Die systemrelevant beschäftigte Frau war plötzlich Familienernährerin, der Mann ohne Büroarbeitsplatz plötzlich Hausmann. Verdammt zum Dreisatzrechnen, Seifenspenderauffüllen und Brotkrümelwegsaugen. Aber auch gesegnet mit Zeit für gemeinsame Fahrradtouren, Wasserbombenschlachten oder Mittagsschlaf.
Bemerkenswert sei die sehr hohe Familienzufriedenheit der Väter in Kurzarbeit schreiben die Forscher. Offenbar müssen Männer zu ihrem Glück gezwungen werden. Und zwar mit wirtschaftlichem Druck statt durch Sturm und Drang des schwachen Geschlechts. … Es wäre schade, wenn die quasi über Nacht erreichte Gleichstellung in den nächsten Wochen wieder schwände.“
Mögliche Folgerungen:
„Eine Viertagewoche würde Männern wie Frauen mehr Zeit für Familienarbeit lassen, der Staat sollte sie deshalb fördern. Steuerliche Anreizsysteme, die Väter ins Alleinverdienermodell locken, gehören hingegen abgeschafft…
Sytemrelevante Arbeitskraft in Krankenhäusern oder Pflegeheimen sollte endlich wie eine solche entlohnt werden. Damit sich die Frauen, die diese Tätigkeit mehrheitlich ausüben, einen Mann leisten können, der ihnen zu Hause den Rücken freihält.“
In allem geht es darum, dass der Mensch tatsächlich mehr und mehr das Maß der Dinge wird. Und dass Religion so verstanden und ausgeübt wird, dass sie ihm dabei wirklich hilft.