Foto: Papstwappen Benedikt XVI.
Mitarbeiter der Wahrheit – Wahrheit erfordert Wahrnehmung
Am 16. April 2019 feiert der emeritierte Papst Benedikt XVI seinen 92. Geburtstag. Wer sich erlaubt, in diesen Tagen eine Fürbitte für ihn vorzutragen, muss mit Kritik rechnen. Denn was von der differenzierten Analyse bei den meisten – z.B. über facebook Informierten – hängen bleibt, klingt dann so: Er hat ja der Gesellschaft die Schuld gegeben für den Missbrauch in der Kirche.
Falscher kann man das, was der emeritierte Papst schrieb, eigentlich nicht wiedergeben. Nicht wahrgenommen wird seine Aussage: „…So ist es mit der Pädophilie. Vor kurzem noch als durchaus rechtens theoretisiert, hat sie sich immer weiter ausgebreitet. Und nun erkennen wir mit Erschütterung, dass an unseren Kindern und Jugendlichen Dinge geschehen, die sie zu zerstören drohen. Dass sich dies auch in der Kirche und unter Priestern ausbreiten konnte, muss uns in besonderem Maß erschüttern“. Ebenso wenig seine Analyse „Wieso konnte Pädophilie ein solches Ausmaß erreichen? Im letzten liegt der Grund in der Abwesenheit Gottes. Auch wir Christen und Priester reden lieber nicht von Gott, weil diese Rede nicht praktisch zu sein scheint.“ Er schildert seine Begegnung mit Opfern von Pädophilie und fordert dann: „Ja, wir müssen den Herrn dringend um Vergebung anflehen …“.
Charakteristisch für aktuelle gesellschaftliche Diskurse ist, dass eine Mehrheit sich nicht mehr die Mühe macht, Texte zu Ende zu lesen und einen Gedankengang zu Ende nachzudenken. Wenige Schlagworte reichen, um einen Redner oder Autor zu etikettieren oder mundtot zu machen. Aber auch von Theologen und Intellektuellen wird Benedikts Darstellung als ‚verfehlt‘, ‚vormodern‘, ‚unglaublich‘, ‚fehlerhaft‘ und ‚beunruhigend‘ bezeichnet. Einmal mehr zeigt sich, dass seine Gedanken zum Widerspruch reizen, dass sie mit Polemik und Häme zerrissen werden – und zwar vorzugsweise von kirchlichen Insidern.
Der verstorbene Mainzer Bischof, Kardinal Lehmann, schrieb in seinem Hirtenwort zur Österlichen Bußzeit 2013:
„Die Kritiker Joseph Ratzingers übersehen oft diesen seinen offenen Mut zum Dialog mit der heutigen Welt.“ „Wir haben gerade in der Heimat den ‚deutschen‘ Papst gefeiert, haben aber oft seine wahre Größe und seine Bedeutung für die Kirche verkannt. Andere Völker erkennen dies mitunter besser. Gewiss kann man an seinen Regierungsstil Fragen stellen. Aber manche Kritik war und ist überheblich. In seinen Schriften hat er manchen Kritikern schon gründlich geantwortet, ohne dass sie es merkten. Dafür müssen wir uns entschuldigen.“
Ein wahres Wort.
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