Vorgänge in der Ukraine

Zeichen der Zeit

Olivenbaum

Foto: privat

Zeitzeichen: Vorgänge in der Ukraine

Dieses Mal scheinen wir nicht verlegen darum zu sein, ein wichtiges Zeitzeichen zu benennen. Alle – ich denke, dass es tatsächlich alle sind – sind besorgt über das, was sich im Osten Europas zurzeit abspielt. Viele Überlegungen werden angestellt, wie eine Lösung aussehen könnte. Und immer auch wieder kommt Angst hoch vor einem Krieg.

Da gibt es prorussische und prowestliche Stellungnahmen. Je nachdem verteilen sich Verständnis und Unverständnis. Kann, darf Russland, unter welcher Regierung auch immer, es sich leisten, die NATO oder die EU so nahe an sich heranrücken zu lassen? Darf, kann, soll man dem Willen der Bevölkerung eines Landes nach mehr Europa bzw. größerer Nähe zu Russland einfach ignorieren? Und wie sieht es aus, wenn man ihn nicht ignoriert?

Für uns Deutsche dürften alte Ängste eine Rolle mitspielen. Noch relativ frisch in der Erinnerung ist die Zeit der Eroberung Deutschlands durch Russen und alle damit verbundenen Gräuel. Jedenfalls lebt dies in der kollektiven Erinnerung unseres Volkes (bewusst verwende ich jetzt den Ausdruck “Volk”). Nicht ebenso präsent sind die Gräueltaten der Deutschen in Russland. Da braucht man nicht einmal nur an die Niedermetzelung und Deportierung hunderttausender Juden aus der Ukraine und Russland in Todeslager zu denken. Sonden auch an die um die 70 000 niedergebrannten Russen- und Ukrainerstädte und -Dörfer samt ihrer Bevölkerung vielfach, die sich in die Keller ihrer Hütten geflüchtet hatten. Ganz wenig präsent ist, dass auch schon der Erste Weltkrieg sich nicht nur in Frankreich abspielte, sondern mit beachtlicher Grausamkeit – auch damals schon – auch in Russland und der Ukraine. Im Zweiten Weltkrieg hatten die Ukrainer auf Befreiung durch die Deutschen gehofft und diese vielfach begeistert begrüßt. Doch deren Mord- und Zerstörungslust war größer, als dass sie sich diese Stimmung hätten “zunutze” kommen lassen können. Und was haben die Russen innerhalb des Sowjet-Imperiums dann wieder ihrerseits den Ukrainern angetan? Und diese dann wieder den Polen und die Polen den Ukrainern? Also: Zeitzeichen “Bedeutung der kollektiven Memoria von Völkern”?

Und da unsere Frage: Hat dies alles mit Gott zu tun? Im biblischen Denken, das wir mit unserem Spurensuche-Programm ja aktualisieren und verheutigen wollen, kann die Antwort nur “ja” sein. Für dieses ist Gott auch ein Gott der Völker, der diese entsprechend führt und eventuell auch bestraft. Schwieriger ist allerdings die Antwort auf die Frage nach dem konkreten Inhalt des Gedankens und des Willens Gottes.

Ansetzen könnte man zunächst einmal bei der Frage nach unserer spontanen Reaktion auf die Lage im Osten. Was haben unsere Besorgnis und Angst mit Gott zu tun? Wir, die meisten von uns, alle, die dies hier lesen, können unmittelbar nichts beitragen zur Lösung der Sache. Doch wie gehen wir mit unserer Besorgnis oder gar Angst um? Da gibt es schon etwas beizutragen.

Und wie gehen wir mit unserer Einschätzung der betroffenen Völker um?  Wieviel Verständnis für sie haben wir? Zuerst sind es ja konkrete Menschen, mit denen wir es da zu tun haben.

Beten, für uns und für sie, können wir allemal: Damit Gottes Wille geschehe. Glauben wir an den Nutzen solcher Gebete?

Doch was soll überhaupt dabei herauskommen? Was ist der Gedanke Gottes und, diesem entsprechend, sein Wille? Auf dem Gebiet der Geschichtsphilosophie und Geschichtstheologie ist eben nicht so leicht etwas auszumachen. Und doch glauben wir im Sinne der Spurensuche, dass wir von Gott – sehr persönlich gemeinte – Antworten bekommen können auf unser Fragen.

Das Bild zeigt einen der beiden Ölbaume aus Argentinien, die der Papst als Zeichen des Friedens in Palästina bzw. in den Vatikanischen Gärten pflanzen wird. Daneben ein gewöhnlicher Mensch, den man in Frieden leben lassen soll.

Herbert King