Frauenamt – die Gleichberechtigung

Kirchen-Geschichten

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12. Wer besitzt „Vollmacht“?

Bisher wurde alles im Brennpunkt der Eucharistie dargestellt. Als „Quelle und Höhepunkt“ des christlichen Lebens soll sie auch das gesamte kirchliche Leben prägen und auch seine Strukturen. Dazu einige Hinweise.

Alle Vollmacht kommt allein dem zu, dem „alle Macht gegeben ist im Himmel und auf der Erde.“ (Mt 28, 18) Da – nach herkömmlicher Theologie – Bischöfe und auch in eingeschränkter Weise Priester Christus repräsentieren, eignet auch ihnen „Vollmacht“. Die Folge: Laien haben nur beratende Funktion. Keine Gewaltenteilung. Das wird gegenwärtig von verschiedenen Ansätzen her in Frage gestellt. Konkret derzeit im deutschen „Synodalen Weg“. Dazu auch folgende geistliche Überlegungen:

Da auch die Laien Christus repräsentieren, nämlich seinen Leib, übt er seine Vollmacht auch durch sie aus. Erst das Zusammenwirken von Haupt und Leib, von Geweihten und Laien, setzt Christi Vollmacht fort. (Nach heutigem Wissen steuert auch das Gehirn nicht den Leib, sondern organisiert eine Wechselwirkung aller Organe.) Christus übt seine Vollmacht im Zusammenwirken aller aus. Dem entspräche soziologisch eine Gewaltenteilung.

Hält man im traditionellen Sinn an der Vollmacht der geweihten Amtsträger fest, so muss das nach dem Beispiel Jesu geschehen, wie es Paulus im Philipperbrief beschreibt: Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. (2,5ff)

Bedeutet das nicht für eine Kirche, die „so gesinnt ist, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht“ (2,5): eine Entäußerung der Macht vom Ursprung, Christus, her? Das kann jetzt schon – auch kirchenrechtlich – geschehen durch Delegation. Das könnte geschehen durch „freiwillige Selbstbindung“ (z.B. eines Bischofs, bestimmte Positionen durch Frauen zu besetzen). Allerdings bindet das nicht seinen Nachfolger. Und Delegation kann jederzeit widerrufen werden. Entäußerung wäre mehr. Christus hat sich seiner göttlichen Vollmacht entäußert und wurde wie ein Sklave – nicht auf Widerruf, nicht bis zur roten Linie, wie es Petrus, sein späterer Repräsentant, von ihm forderte (Mt 16, 22), sondern bis zum Tod am Kreuz. (Phil 2, 5ff)

         Fortsetzung am 19.01.2022

 


Zu den vorangegangen Texten der Reihe:

1. Suche nach genuinem apostolischen Frauenamt
2. Machtfrage blockiert Amtsfrage
3. Im Namen der Gleichberechtigung?
4. Zeichen der Zeit?
5. Verlegenheitsargument – oder … ?
6. Gottes Geliebte
7. Bräutigam und Braut – eine bedenkliche Metapher?
8. Hochzeitsmahl der Lammes
9. Wo bleibt die Braut
10. Frau repräsentiert Gemeinde und Christus
11. Dem Priester ebenbürtig? – ein Versuch zur Diskussion

Kurt Faulhaber

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Die Beiträge sind der Versuch ihrer jeweiligen Verfasser, auf der Basis und im Geist der PASTORAL AM PULS Stellung zu aktuellen Fragen zu nehmen. Sie beanspruchen nicht, im Namen aller Vertreter der PASTORAL AM PULS zu sprechen.