Und wieder Terror

Zeichen der Zeit

Eiffelturm - Foto: Katharina Wieland Müller - Pixelio.de

Foto: Katharina Wieland Müller/ pixelio.de

Nach den Terroranschlägen in Paris mit 130 Toten und mehr als 350 Verletzten hat die Unsicherheit zugenommen. Kinder brauchen nach einer Katastrophe die Zuwendung von Erwachsenen in besonderer Weise. Wie sollen Eltern reagieren, wenn ihre Kinder mit den Bildern im Fernseher konfrontiert werden?

Kinder haben natürlicherweise großes Mitgefühl mit den Opfern. Sie fühlen sich hilflos, wenn sie Nachrichten über Katastrophen anschauen, bei denen Menschen auf schreckliche Weise ums Leben gekommen sind. Nach dem Jugendforscher Klaus Hurrelmann sind Kinder mit „Bildern des Grauens“ überfordert. Er empfiehlt Vätern und Müttern, ihre Jungen und Mädchen bis zum Alter von acht Jahren auf keinen Fall alleine vor dem Fernseher sitzen zu lassen.

Es ist schlimm, wenn ein Kind realisiert, dass einige wenige Täter über Hundert Menschen in wenigen Minuten einfach erschossen haben. Wie können Menschen so böse sein? Das Entsetzen ist besonders groß bei „man-made disasters“, menschlich verursachten Katastrophen: Mord, Folter, Terroranschläge.

Soll man mit Grundschülern, die gerade mal ihren Namen schreiben können, über derart belastende Dinge sprechen? Ja! Aus der therapeutischen Arbeit mit den durch den Nationalsozialismus traumatisierten Familien ist bekannt, dass Opferkinder dazu neigen, an der Sprachlosigkeit ihrer Eltern zu erkranken. Über schlimme Dinge zu sprechen ist fast immer besser, als darüber zu schweigen. Allerdings kostet es auch Mut, die eigene Vermeidung als Vater oder Mutter zu überwinden. Viele Kinder fühlen sich entlastet, wenn sie erfahren, dass Angst und Hilflosigkeit normale Reaktionen auf schreckliche und bedrohliche Ereignisse sind.

Bei schweren Ereignissen in der Heimatregion oder einer weltbewegenden Katastrophe, wie dem jüngsten Terroranschlag, sollten Eltern und Kinder gemeinsam die Nachrichten hören und sehen. Wichtig ist, direkt im Anschluss an den Fernseh-Bericht eine halb-stündige Familienkonferenz abzuhalten. Das jüngste Kind darf beginnen. „Kannst du mir sagen, was du eben gesehen und gehört hast? Was ist da passiert?“ Jeder der Kinder darf etwas sagen, keiner muss etwas sagen.

Jedes Kind ist anders. Es ist sicher gut, wenn Vater und Mutter an diesem Abend ihr sensibles Kind besonders umsorgen. Ein Kind weint schnell, ein anderes kann schlecht einschlafen, weil es noch über das Gesehene nachgrübelt. Vielleicht möchte das Jüngste in dieser Nacht lieber zwischen Papa und Mama einschlafen; es braucht   Schutz und das Gefühl, bei den Eltern geborgen zu sein.

Vielleicht haben manche Eltern am Abend der Tragödie im Zorn geäußert, man solle die verantwortlichen Hintermänner zur Rechenschaft ziehen und am besten erschießen. Was sollen die Kinder von ihren Eltern denken? Sie können auch davon lernen! Nämlich, dass Wut und Zorn natürliche kurzfristige Reaktionen auf starke Bedrohungen sind.

Aber – und das müssen die Kinder auch hören – langfristig kann man durch die Haltung des „Auge um Auge“ das Böse nicht besiegen. Stattdessen kann man sich an einem Wort des heiligen Paulus orientieren: „Vergeltet niemand Böses mit Bösem! Seid allen Menschen gegenüber auf Gutes bedacht!“ (Röm 12, 17)

Klaus Glas

 

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