Date:31. Aug 2008

Umfrage

Zeichen der Zeit

Wer Gott sucht...

 

(Nach: Herder Korrespondenz 62 (2008), 61-63.
Etwa siebzig Prozent der Deutschen sind religiös (52 Prozent Religiöse,
18 Prozent Hochreligiöse). Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Untersuchung über die Religionen in der Welt. Je rund ein Drittel der Befragten gehört der kath. Kirche an, wieder ein Drittel einer der evangelischen Landeskirchen oder haben keine Religionszugehörigkeit. Erstaunlich ist, dass bei letzteren sich 32 als religiös bezeichnen und 2% als hochreligiös. Jedes sechste Kirchenmitglied dagegen sich als nichtreligiös bezeichnet. Dabei gibt es einen starken Unterschied zwischen den alten und den neuen Bundesländern. Bei 78% liegt der Anteil der Religiösen unter den Westdeutschen, darunter 21% Hochreligiöse. In den neuen Ländern sind lediglich 36% religiös, darunter 8% Hochreligiös.

Das Überraschende: “Dagegen erreichen die 18 bis 29jährigen bei der Frage nach der Glaubensstärke (Glaube an Gott und Weiterleben nach dem Tod) den höchsten Wert. 41% bejahen diese Glaubensaussagen hoch oder sehr hoch. Diesen Wert erreicht keine andere Altersgruppe. Insgesamt sind 52% der unter 30jährigen klar religiöse Menschen, 14% sogar hochreligiös.” Die höchste Gottesdienstpraxis hat allerdings die Gruppe der über 60jährigen.

Zahlreich sind die Werke über das Thema Gott. Zu nennen ist der Bestseller (Spiegel-Liste) “Gott. Eine Geschichte des Größten” von Manfred Lütz (Pattloch 2007).

Dann “Der aufgeklärte Gott. Wie Religion zur Vernunft kam” von Alexander Kissler. Der Autor ist Journalist bei der Süddeutschen Zeitung (Pattloch 2008). Ein Buch, das die neuen Atheisten im Blick hat, vor allem Richard Dawkins mit seinem in 31 Sprachen übersetzten Buch und seiner Lehre über die Religion als Geisteskrankheit. Trotz der vielen Übersetzungen echt ein nicht mehr zeitgemäßes Buch.

Die Zeitschrift Psychologie heute widmet immer wieder Artikel dem Thema Religion. So z.B. Heft 19 aus dem Jahr 2008: Glaubenssachen. Religion. Spiritualität. Esoterik.

Und ein Verlag wie Goldmann bringt ein Buch heraus wie “In der Stille vieler kleinen Stunden. Fünf Kartäuser-Novizen auf der Suche nach Gott” (von Nancy Klein Maguire, 2007).

Aus der Fachtheologie haben wir das umfassende Werk “Gott verbindlich. Eine theologische Gotteslehre” von Jürgen Werbick (Herder 2007).

Zu nennen ist weiter die Festschrift für Walter Kardinal Kasper: Gott denken und bezeugen mit den Hauptteilen: Gott, nach dem wir fragen. Gott, den wir glauben. Gott, den wir erfahren. Gott, den wir bezeugen.

Die Suche nach Gott und das Finden Gottes ein Zeitphänomen. Wie ist dieser Gott? Wer ist dieser Gott? Ist es ein “heilsamer” Gott oder ein erschreckender Gott? Die massive Polemik von Richard Dawkins erinnert uns daran, dass wir als Christen selbst auch auf dem Weg sind hin zu einem positiveren Gottesbild, als selbst die Bibel es im Alten und Neuen Testament stellenweise uns zeichnet. Zu viele Lesungen in unserer Liturgie gibt es, auf die Menschen nicht gerne sagen hören “Wort Gottes”. Und die Psalmen sind nicht in allem das Gebet, das wirklich zu Gott hin positiv vermittelt.

Und wo ist dieser Gott? Oben, Draußen, Drinnen? Der Weg der Spurensuche ist auch ein Weg der Suche nach dem neuen Gottesbild.

Wo ist dieser Gott? Im Menschen, so ähnlich wie er in Jesus Christus ist? Und in Maria ist?

Die Frage nach Gott, nach dem Gottesbild der Menschen am neuen Ufer ist noch nicht ausgestanden. Wir können nicht einfach zurück. Und können nicht einfach “bessere Zeiten” abwarten, bis das Alte in Texten und Liedern wieder möglich ist. Dann hätte die religiöse Krise tatsächlich keinen Sinn gehabt. Es geht zutiefst auch um einen Gestalwandel der Religion.

 

Herbert King