Foto: Buchcover
Viktor E. Frankl: … trotzdem Ja zum Leben sagen
In diesem Buch, das er sich nach seiner Befreiung in wenigen Tagen von der Seele schrieb, beschreibt der Psychologe Viktor Frankl seine Erlebnisse in vier verschiedenen Konzentrationslagern. Es geht ihm dabei nicht um eine Darstellung des Grauens, sondern um die verzweifelte und authentische Suche nach dem tiefen Sinn, der auch im Leiden steckt.
Wem sonst sollte man dieses Zeugnis abnehmen, wenn nicht ihm, der, selbst jüdischer Abstammung und Opfer der Judenverfolgung, schon kurz nach Ende des 2. Weltkrieges, öffentlich die Ansicht vertrat, einzig Versöhnung könne einen sinnvollen Ausweg aus den Katastrophen des Weltkrieges und der Schoah weisen.
Eine kleine Leseprobe aus dem Buch eines jüdischen Gelehrten, die für mich sehr gut in den Spannungsbogen des christlichen Osterfestes mit den drei österlichen Tagen Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern passt:
„Das erstemal in meinem Leben erfahre ich die Wahrheit dessen, was so viele Denker als der Weisheit letzten Schluß aus ihrem Leben herausgestellt und was so viele Dichter besungen haben; die Wahrheit, daß Liebe irgendwie das Letzte und Höchste ist, zu dem sich menschliches Dasein aufzuschwingen vermag. Ich erfasse jetzt den Sinn des Letzten und Äußersten, was menschliches Dichten und Denken und – Glauben auszusagen hat: die Erlösung durch die Liebe und in der Liebe. Ich erfasse, daß der Mensch, wenn ihm nichts mehr bleibt auf dieser Welt, selig werden kann – und sei es auch nur für Augenblicke – , im Innersten hingegeben an das Bild des geliebten Menschen. In der denkbar tristesten äußeren Situation, in eine Lage hineingestellt, in der er sich nicht verwirklichen kann durch ein Leisten, in einer Situation, in der seine einzige Leistung in einem rechten Leiden – in einem aufrechten Leiden bestehen kann, in solcher Situation vermag der Mensch, im liebenden Schauen, in der Kontemplation des geistigen Bildes, das er vom geliebten Menschen in sich trägt, sich zu erfüllen. Das erstemal in meinem Leben bin ich imstande zu begreifen, was gemeint ist, wenn gesagt wird: die Engel sind selig im endlos liebenden Schauen einer unendlichen Herrlichkeit…“
Aus: Viktor E. Frankl, … trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager. Kösel-Verlag München, Neuausgabe 2009, 8. Auflage 2016, S. 63-64.
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