Foto: Marie-Luise Burg
Als Gemeindereferentin habe ich die Aufgabe der Trauerseelsorge auf dem kircheneigenen Friedhof St. Matthias. Eine schriftliche Umfrage unter Angehörigen Verstorbener eines Jahres ergab, dass Angehörige große Unterstützung im Familien- und Freundeskreis erfahren und dass seelsorgliche Gespräche kaum gewünscht werden.
Es entstand die Idee, einen Weg mit tröstlichen Impulsen auf dem Friedhof zu gestalten. Da ein ganzes Grabfeld brach lag, stellte die Kirchengemeinde dieses zur Verfügung – die Idee eines Trostgartens war geboren.
Zusammen mit einer Gruppe Trauernder, z. T. mit traumatischen Erfahrungen, wurde auf der Grundlage ihrer Erfahrungen der Trostgarten entwickelt mit folgenden Zielen:
Durch das Erleben der Natur sollen Trauernde oder Ruhebedürftige zu sich selbst finden können und wieder neue Kraft und Hoffnung schöpfen. Sie sollen im Gespräch mit anderen Menschen Trost finden. Der Garten soll zur Auseinandersetzung mit den Themen “Abschied, Tod und Trauer” anregen, damit Hemmschwellen gegenüber diesen Themen und gegenüber Trauernden abgebaut werden können.
Erweiterte Projektgruppe
Im Verlauf der Projektumsetzung erweiterten wir die Kerngruppe trauererfahrener Menschen um den Friedhofsbeauftragten, die stellv. Vorsitzende des Verwaltungsrats und den Leiter der Fundraisingstelle des Bistums.
Patenschaften
Die erweiterte Projektgruppe hatte aufgrund vorheriger Erfahrungen die Idee, für konkrete Dinge Patenschaften anzubieten. Die Aussagen der Paten und Patinnen bestätigen: Menschen spenden gerne für etwas Konkretes.
Die Landschaftsplanerin erstellte ein Raster für das Gelände, so dass man einen Quadratmeter Trostfläche spenden konnte. Außerdem konnte man Patenschaften für die Bäume und die Bänke übernehmen. Die Bänke wurden aufgrund der hohen Kosten in Teilpatenschaften aufgeteilt.
Einbindung in Seelsorge und Liturgie
Im Lauf der Errichtung des Trostgartens gab es eine Möglichkeit, ihn in die Seelsorge einzubinden. Für das Pfarrfest hatte ein Projektgruppenmitglied Päckchen mit Blumenzwiebeln hergestellt, die wir gegen Spende abgaben. Es waren noch viele Päckchen übrig. Diese haben wir zum einen um Allerheiligen in der Kirche zum Mitnehmen angeboten, zum anderen setzte ich sie im Gedenkgottesdienst an Allerseelen ein. Die Feiernden konnten Erinnerungen an ihre Angehörigen auf die Päckchen schreiben (und die darin enthaltenen Blumenzwiebeln aufs Grab pflanzen), und die Päckchen wurden gesegnet. Das war für die meisten Gottesdienstbesucher*innen ein sehr emotionaler Moment.
Eine weitere Möglichkeit war die liturgische Segensfeier im Rahmen der Einweihungsfeier. Die Gäste konnten ihre Wünsche und Hoffnungen, die sie mit dem Trostgarten verbinden, auf Schiefertäfelchen schreiben und zum Sonnenstein legen. So sind sie für Besucher*innen als Impuls sichtbar.
Nachdem die Bänke im Trostgarten installiert waren, ergaben sich z. B. beim Gießen immer wieder ganz zwanglose Kontakte, die sich manchmal zu Seelsorgegesprächen entwickelten.
Fazit
Im Trostgarten entwickelt sich Leben, Neues wird und wächst …
Jetzt, ein gutes Jahr nach der Einweihung, entwickelt sich Leben im Trostgarten. Immer wieder werkeln die Trostgärtnerinnen und –gärtner im Garten und pflegen ihn. Seit Sommer werden auch Sinnesspaziergänge für Trauernde angeboten.
Zur Zeit steht auch die Idee im Raum, Texte, die für den Trostgarten geschrieben wurden, dort künstlerisch umzusetzen. Weiter ist geplant, diese Texte als Kantate in einem Gottesdienst in der Fastenzeit aufzuführen.
Der Trostgarten wird so immer mehr zu einem ganz besonderen und im wahrsten Sinn des Wortes WUNDER-vollen Andersort von Kirche.
Marie-Luise Burg
Weitere Infos zum Trostgarten: https://st-matthias-trier.de/orte/trostgarten/
Trostgarten-Flyer: