Bild: Markus Kamin
Seelsorger richtet außergewöhnlichen Anlaufort für Menschen mit Belastungen ein
In Paderborn steht auf einem Friedhof seit kurzem ein Windtelefon. Ein Projekt, das im Rahmen einer Facharbeit entstanden ist.
Mich hat die Idee fasziniert und ich bin gespannt, wie das Windtelefon angenommen wird.
Markus Kamin, Initiator dieses Projektes hat die folgende Pressemitteilung zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt:
Leuchtend rot steht sie auf dem Gräberfeld – und irritiert. Was macht eine britische Telefonzelle auf dem Friedhof Auf dem Dören? Seelsorger Markus Kamin kennt die Antwort. Das auffällige Bauwerk ist ein Windtelefon, ein besonderer Ort für Trauernde.
Wie funktioniert ein Windtelefon? „Das Prinzip ist ganz einfach“, erklärt Markus Kamin. Man betritt die Telefonzelle, schließt für einen Moment die Augen, hört den Wind, das Vogelgezwitscher und fängt an zu sprechen über etwas, was belastend ist.
„Das kann der Tod eines geliebten Menschen sein, aber auch etwas ganz Anderes. Vielleicht Angst um den Arbeitsplatz, der Verlust der Heimat oder ein Konflikt“, verdeutlicht der Seelsorger. Das alles kann man sich in der Telefonzelle von der Seele reden. Also kein klassisches Telefonat, was in der Zelle rein technisch auch gar nicht mehr möglich wäre, sondern ein spirituelles Zwiegespräch.
In seiner Arbeit als Seelsorger in den St. Vincenz-Kliniken kümmert sich Markus Kamin auch um trauernde Menschen. Als er in seiner Ausbildung zum Trauerbegleiter nach einem passenden Projekt suchte, fand er die Inspiration in Kassel. Auf dem dortigen Hauptfriedhof steht eines von bisher zwei Windtelefonen in Deutschland. Schnell reifte die Idee, auch in Paderborn einen solchen Anlaufpunkt für trauernde Menschen zu schaffen.
„Trauerkultur verändert sich rasant“
„Unsere Gesellschaft verändert sich rasant und damit auch die Trauerkultur“, sagt Markus Kamin. Darum würden viele Menschen neue Wege und Orte suchen, um ihr Leid zu bewältigen. Das Windtelefon kann künftig ein solcher Ort für die Paderborner sein, ist der Seelsorger überzeugt.
Die Telefonzelle steht am Gräberfeld der Vincentinerinnen, die auch Träger der St. Vincenz-Kliniken sind. Die Schwestern unterstützen das Projekt, die Idee zur britischen Telefonzelle kommt von Generaloberin Sr. Katharina Mock.
Im nicht belegten Bereich soll nach und nach ein Trauerfeld entstehen, so die Planungen der Stadt. Das Windtelefon könnte also mittelfristig Teil eines größeren Angebots sein.
„Etwas Belastendes loswerden“
Weltweit gibt es derzeit rund 200 Windtelefone. Entstanden ist die Idee in Japan, wo ein Trauernder eine solche Telefonzelle für sich aufstellte. Besonders nach der Tsunami-Katastrophe verbreitete sich diese Art der Trauerarbeit stetig weiter.
Der leuchtend roten Telefonzelle Auf dem Dören fehlt noch die Inneneinrichtung. Sie ist derzeit in Arbeit. Offiziell eingeweiht wird das Windtelefon am 27. Oktober, also kurz vor Allerheiligen.
„Die Hauptsache ist, dass das Windtelefon den Menschen guttut und ihnen hilft, etwas Belastendes loszuwerden“, betont Markus Kamin.
Die Kosten von rund 7000 € müssen aus Spenden finanziert werden.
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