Date:06. Nov 2005

Strandgut

Gebet

Strandgut

 

Ich lief am Strand entlang.
Kilometerweit angeschwemmtes Holz.
Bambusstämme und –äste, wohl von weither.
Dazwischen ganze Baumstämme mit Wurzeln.
Vom Salzwasser des Meeres haltbar gemacht.

Du, Gott von allem,
was die Wellen an die Ufer des Lebens spülen.

Holzstücke werden mir zu Zeichen des Lebens.
Zeichen für das, was im Leben weggeschwemmt wird,
verloren geht, einfach verschwindet
und irgendwo landet.

Zeichen für Hoffnungen,
die die Wellen des Meeres mit sich reißen
und am Horizont des Lebens verschwinden lassen.

Zeichen für eine Liebe,
die sich verflüchtigt, sich auflöst
und schmerzlich vermisst wird.

Zeichen für Menschen,
die mir viel bedeutet haben
und aus meinem Gesichtskreis weggespült wurden.

Zeichen auch für „gescheiterte Existenzen“,
wie man Menschen bezeichnet,
die gestrandet sind,
weil sie nicht mehr auf den Wellen der Zeit und des Lebens
so souverän reiten konnten,
wie die meisten vorgeben, es zu können.

Gott,
vor dir gibt es keine weggespülten Menschen,
keine gestrandeten Hoffnungen,
keine verlorene Liebe,
keine Existenzen, die umsonst gelebte hätten.
Alles ist und bleibt in dir geborgen,
auch wenn es am Ufer des Lebens liegen mag
wie Strandgut.
Vor dir bleibt alles wertvoll.

HB 

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