Date:05. Sep 2004

Steter Tropfen

Gebet

Felsen im Meer

 

Steter Tropfen höhlt den Stein.
Ein ganzes Meer schneidet Furchen in Felsen,
verändert ganze Landschaften,
mahlt Steine zu Sand.

Was ein verstehbarer, physikalischer Vorgang ist,
fällt mir ins Herz
als Wunder der Natur.
Ich setze mich auf einen Felsen
und staune zwei Stunden über das,
was sich meinen Augen bietet.

Irgendwie tritt das zurück,
was ich weiß.
Das tritt in den Vordergrund,
was mich durch meine Augen hindurch beeindruckt.
Meine Augen ziehen
die Linien der Felsenformationen nach.
Ich bewundere die Felsentürme im Wasser.
Ich vertiefe mich
in die Schnitte und Formen,
die das Wasser in den Stein gezeichnet hat.

Ich bin beeindruckt von mir selbst.
Wie geht das,
dass mein Auge Schönheit erkennt,
wo der Verstand Fakten weiß.
Wie geht das,
dass mein Gefühl
sich in dieser Schönheit verlieren kann,
wo mein Verstand begründet.

Wie geht das,
mein Gott,
dass ich dich niemals
von Angesicht zu Angesicht gesehen habe,
dass mir letztlich die Begründungen fehlen,
dass es dich gibt,
ich dich doch in meinem Leben vermute,
ich dich doch in diesem Wunderwerk der Natur erahne,
ich dich doch
mit der Liebe meines Herzens
umarme?

HB