Foto: Klaus Glas
Die ersten Jahre wuchs ich in einer Kleinstadt auf. Als Student schätzte ich die Atmosphäre der Universitätsstadt Mainz. Die vergangenen 20 Jahre wohne ich mit meiner Familie in einem 650-Seelen-Dorf. Der kleine Ortsteil wächst stetig; allein in der Straße, in der unser Haus steht, sind in kurzer Zeit sieben neue Einfamilienhäuser entstanden. Am Ortseingang wird derzeit ein Baugebiet mit 22 Bauplätzen für junge Familien erschlossen.
Ein Drittel aller Deutschen wohnt in einer Großstadt. Mainz und München, Siegen und Stuttgart, Bottrop und Berlin gehören definitionsgemäß zu jenen Städten, die mehr als 100.000 Einwohner haben. Jahrelang gab es für die Bürgerinnen und Bürger nur eine Richtung: hin zur Stadt. Doch mittlerweile ist eine Trendumkehr erfolgt. Die Leute zieht es aufs Land. Einer repräsentativen Umfrage zufolge, die einen Monat vor Beginn der Corona-Krise durchgeführt wurde, will ein Drittel der Menschen am liebsten in dörflicher Umgebung leben.
Raumplaner sprechen vornehm von Suburbanisierung. Gemeint ist damit die Flucht aus der Stadt in den sie umgebenden Speckgürtel, der zunehmend größer wird. So verzeichnen der Eifelkreis Bitburg-Prüm im Westen und der Landkreis Märkisch-Oderland im Osten außergewöhnlich viele Neuzugänge. Wer heute ein Haus auf dem Land kaufen will, fragt den Verkäufer nicht nur nach der Anzahl der Zimmer. Wichtig ist den jungen Leuten, ob es einen schnellen Internetanschluss vor Ort gibt. Da hat sich in kurzer Zeit sehr viel getan. Der Breitbandausbau ist breitflächig erfolgt: von West nach Ost, von Nord nach Süd.
Als Christen glauben wir, dass Gott da ist, wo es uns hinzieht und wo wir hinziehen. Jesus, der Wanderprediger, war zeitlebens viel unterwegs; er hatte keine feste Bleibe. Der Evangelist Lukas berichtet: „In der folgenden Zeit zog Jesus von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf. Überall verkündete er die Gute Nachricht vom Reich Gottes.“ (Lk 8, 1)
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