Spurensuche im Friseurladen

Kirchen-Geschichten

bride - Foto: pixabay.com

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Mit einem Virus im Gepäck schleiche ich die Gaugasse hoch zu Frau K´s kleinem Laden. Ob Sie mir heute wohl einen Kaffee anbieten wird ? Das fehlt mir genau jetzt, um die nötige Energie zu tanken. Die Hand gebe ich ihr heute lieber nicht…..wehe, wenn mein Virus sich überlegt, auf Frau K zu hüpfen….? Das würde ich mir nicht verzeihen!

Kaum habe ich den Laden betreten, empfängt Frau K mich mit herzlicher Umarmung – trotz meiner Warnung vor zuviel Nähe! Sie hat offenbar keine Angst vor einer Ansteckung. Ich traue mich, direkt meinen Wunsch nach einer Tasse Kaffee zu äußern, die Frau K mir bald beschwingt serviert. Entspannt im Sessel angekommen, lausche ich den Lebens- und Liebesgeschichten – erheiternd bis traurig. Und wie immer, ist auch heute trotz aller Dramen ein Mehr an Heiterkeit zu spüren!

Was ist das Besondere an Frau K ? – Ihr ganzer Körper erzählt über erstaunliche Beziehungsgeschichten von Mann und Frau – warum Frau es manchmal schwer mit Mann aushält … froh über manche Befreiung von einem Mann, der ihre Lebendigkeit eingeschränkt hat … Wo es ganz wichtig wird, da wird das Schneiden mit der Schere gestoppt. Frau K schaut in den Spiegel und blickt mir eindringlich in die Augen – vermutlich um meine Resonanz auf das Erlebte mitzubekommen.

Die Worte von Frau K rieseln wie ein sanfter Regen von Wohlwollen, Lebendigkeit und Fröhlichkeit auf mich herab. Das fühlt sich leicht an! Ich kann gar nicht anders, als mich einfach in diesen warmen Regen stellen und die Dusche von Sorglosigkeit genießen. Das geht besonders gut mit geschlossenen Augen. Herrlich!

Wie war das jetzt mit der befürchteten Ansteckung? Hoch ansteckend ist hier nicht mein Virus, sondern die sorglose Fröhlichkeit der Frau K, die mit Leichtigkeit auf mich überspringt.

Fröhlich verlasse ich den Laden – und es war nicht nur der Kaffee, der das geschafft hat! Frau K – das bin ja auch ich? Zumindest an manchen Tagen…

R.K.