Date:27. Jan 2008

Sonne im Herzen

Meditation

Thomas von Aquin

Figur des hl. Thomas von Aquin in der Kirche Hl. Thomas von Aquin in Langen / Hessen
Foto: Jochen Schulze, Langen

Zum Gedenktag des hl. Thomas von Aquin am 28. Januar

Es gibt Menschen, die haben – nicht nur während der närrischen Tage – die wunderbare Eigenschaft, uns zum Lachen zu bringen. Sie lassen fünf gerade sein und nehmen nicht alles so bierernst. Ihre Gegenwart wärmt und lässt das Leben gedeihen. Wir sagen dann manchmal: „Er/ sie hat Sonne im Herzen!“

Am 28. Januar feiert die Kirche den großen Dominikanermönch und überragenden Theolo-gen Thomas von Aquin, einen Heiligen mit der Sonne im Herzen, wie ihn die obige Statue abbildet. Das meint nicht, dass Thomas ein ausgezeichneter Karnevalist war. Eher das Ge-genteil ist der Fall: Seine Mitmenschen nannten ihn schon zu seiner Studienzeit wenig schmeichelhaft den „stummen Ochsen“. Wenn er nachdachte, wurde er nämlich ganz still und war in sich versunken, damit beschäftigt, das anstehende Problem zu lösen. Nichts konnte ihn dabei stören.

Thomas von Aquin hat Christus, die wahre Sonne, im Herzen. Das bedeutet:

1. Thomas will Licht in die Sache bringen: Zu seiner Zeit entdeckt das Abendland die Philo-sophie des Aristoteles als universale Weltanschauung. Thomas greift sie auf, um den alten Glauben neu zu sagen. Er hat vor dem Neuen und zunächst Fremden keine Berührungs-ängste, er sieht vielmehr die denkerische Herausforderung. Müssen nicht auch wir den alten Glauben in neuen Worten sagen, in Worten, die unsere Zeitgenossen verstehen? Wir sind nämlich im „globalen Dorf“ jeden Tag mit den anderen Weltreligionen, verschiedenen Leh-ren, philosophischen Systemen und Lebenseinstellungen konfrontiert. Sie fordern uns als Christen zur Stellungnahme heraus. Es geht darum, Gottes Spuren auch da zu entdecken, wo man sie auf den ersten Blick nicht vermutet.

2. Thomas stellt sein Licht nicht unter den Scheffel, wohl aber ganz in den Dienst Gottes: Für ihn war die Theologie Dienst an der Wahrheit und am Mitmenschen, der ein Recht darauf hat, den Glauben zu verstehen und vor der Vernunft zu verantworten. Deswegen dachte er intensiv über den Glauben nach und stellte dabei seine Begabungen Gott zur Verfügung, der durch ihn hindurch scheinen soll.

3. Für Thomas von Aquin war Jesus Christus die wahre Sonne, die in seinem Herzen aufgehen sollte. Deswegen war er auch ein leidenschaftlicher Beter, einer, der sein ganzes Leben auf Jesus ausrichtet. So ist es nicht verwunderlich, dass er nicht nur gelehrte Traktate, son-dern auch die Texte und Hymnen des Fronleichnamfestes geschrieben hat. Am bekanntesten ist wohl das Tantum Ergo. Wer Gott sucht, braucht Zeiten der Stille, um zu hören. Er braucht das Gespräch, die Beziehungspflege mit Jesus Christus. In unseren lauten Zeiten mit ihrer Wort- und Bilderflut gibt Thomas von Aquin uns mit seinem Leben ein wichtiges Zeugnis: lass dich von Christus erleuchten, indem du auf ihn hörst!

Thomas von Aquin – ein Christ mit Sonne im Herzen, weil sein ganzes Leben davon getragen war, das Licht Jesu Christi durchscheinen zu lassen.
Thomas von Aquin – ein Heiliger, von dem wir viel lernen können!

Markus Lerchl

Der Text hat den folgenden Artikel als Hintergrund:
Gilles Emery OP, Thomas von Aquino. Die Herausforderung des Denkens, in: Franz Müller (Hg.), Dominikanerinnen und Dominikaner, Kanisius-Verlag, S. 50-64.