Solidarität in der Krise

Zeichen der Zeit

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Die vergangenen Monate waren außergewöhnlich. Wir haben in einem nie dagewesenen Ausmaß eine Bedrohung durch das Corona-Virus erlebt. Bereitwillig haben wir im Dienst der Gesundheit unsere Freiheitsrechte zurückgenommen. Dabei haben wir uns weitgehend als Einheit erlebt, da die meisten Bürgerinnen und Bürger Verantwortung übernommen und sich bereitwillig an die AHA-Regeln gehalten haben.

Mir kommt der Begriff der Resilienz in den Sinn. Resilienz bezeichnet die psychische Widerstandskraft, also die Fähigkeit, eine schwierige Lebenssituation ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen. An einer Krise kann ich wachsen und gestärkt daraus hervorgehen. Viele fragen nach überstandenem Leid: Was kann ich daraus lernen? Wie hat es mich weiter gebracht auf meinem Weg zu einem erfüllten Leben? Was macht mich wirklich stark?
Zunächst einmal empfinde ich Dankbarkeit. Denn ich habe erlebt, wie sehr ich mit meiner Großfamilie verbunden bin, wie wir einander lieben und füreinander da sind. Ich habe andere Formen der Begrüßung eingeübt, die mich – trotz vermisster körperlicher Nähe – eine seelische Verbundenheit mit meinem Gegenüber haben spüren lassen. Bei vielen Spaziergängen kam ich in einen tiefen Austausch mit meinem/meiner Gesprächspartner*in. Auch bin ich dankbar dafür, in einem Land zu leben, in dem das Gesundheitssystem zu den besten der Welt gehört. Ich erlebe auch Dankbarkeit dafür, dass auch wirtschaftliche Probleme in einem erheblichen Maße aufgefangen werden können.

Das führt mich zu der Frage, wie diese Krise unser Land weiterbringen kann.

Solidarisch in den Diskurs gehen!

Bezüglich der Einschätzung der Gefährlichkeit des Virus und der daraus abgeleiteten Maßnahmen der Regierung gab und gibt es erhebliche Differenzen – nicht nur unter Expert*innen. Ein Abweichen von der herrschenden Meinung wird oft vorschnell als Verschwörungstheorie abgewertet. Demokratie braucht aber den Diskurs. Und dazu gehört auch, abweichende Meinungen zuzulassen, anzuhören und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Es geht um Menschen. Machen wir es menschlich.

Solidarisch teilen!

Wir lesen, dass 20 % unserer Bevölkerung durch die Corona-Maßnahmen ihre Existenzgrundlage verlieren könnten. Sind die, die wirtschaftlich weniger betroffen sind, bereit zu teilen?

Einsatz für das Überleben der Menschheit!

In der Bewegung „Fridays for Future“ haben vor allem junge Leute lautstark die Ausbeutung der Erde durch den Menschen angemahnt. Damit die Menschheit überleben kann, braucht es einen Paradigmenwechsel hin zu einer ökologischen Wandlung der Wirtschaft: hin zur Nachhaltigkeit. Die politische Klasse ging bisher davon aus, dass in diesem Zusammenhang einschneidende Eingriffe in die wirtschaftlichen Abläufe nicht durchsetzbar seien. Die weltweite Bedrohung durch das Corona-Virus, das etwa viermal gefährlicher ist als ein Grippe-Virus, hat es geschafft, was angesichts der globalen Bedrohung unserer Menschheit unmöglich schien: die Regierungen greifen weltweit ein, sie reglementieren und fahren weite Teile der Wirtschaft herunter.

Warum sollten harte Maßnahmen nicht auch dort möglich sein, wo die Schöpfung bedroht ist? Der Philosoph Richard David Precht sagte in einem Interview mit „turi2.tv“ am 12.03.2020 auf die Frage, was die Reaktion auf SARS-CoV-2 über unsere Gesellschaft aussage: dass wir am eigenen Überleben mehr interessiert sind als an dem Überleben der Menschheit. 
Wenn es so wäre, wir können das ändern!

Gisela Glas