Date:18. Jan 2004

Säulen für die Ewigkeit

Gebet

 

Ernst schauen die Wächter
aus den Kapitellen 
auf mich herab.
Ich steh vor denn Säulen
wie ein Zwerg
und schaue hinauf zu Steinen,
die den Himmel zu tragen scheinen.
Und wenn ich zart die Steine berühre,
habe ich ein wenig das Gefühl,
diesen Himmel mit zu tragen.

Ein Freund hat dieses Bild
in Rom, der ewigen Stadt, aufgenommen.
Mich hat es sogleich angesprochen:
“Hebe deinen Blick,
sieh hinauf,
schaue das an,
was über dir
als Himmel schwebt!”

Ja – was ist mein Himmel?
Wer sind die Säulen, 
die meinen Himmel über mir stützen?
Wer sind die Wächter,
die über mein Leben wachen
und auf die Ordnung achten,
die mein Leben im Gleichgewicht hält?

Mein Herr und mein Gott,
zum Glück muss nicht ich dafür sorgen,
dass über mir ein Himmel ausgebreitet bleibt.
Du hast ihm lange vor meinem Leben
eine Ordnung geschenkt,
den kreisenden Gestirnen ihre Bahn zugewiesen.
Ich darf unter deinem Himmel atmen und leben.

Auch die Säulen und Wächter meines Lebens
hast du bereits lange vor meiner Zeit erschaffen.
Du hast eine Familie ausgedacht,
aus der ich herauswachsen durfte.
Du hast einen Menschen gebildet, 
lange bevor ich ihn kannte,
und ihn mir dann zum Ehegefährten gegeben.
Du hast uns die Liebe ins Herz gesenkt,
eine Liebe, die sich
in lebendige Personen verwandelt hat.
Du hast mir Freunde, Arbeit, Glück geschenkt,
manchmal etwas zu viel, 
manchmal etwas zu wenig davon.
Das sind die Säulen,
die meinen Himmel
über meinem Leben halten.
Das sind die Wächter,
die liebvoll mit ihren Augen 
meinen Weg verfolgen.

Erhalte mir, Herr,
den ehrfürchtigen Blick
nach oben
und schenke ihn mir 
täglich
neu.

HB