Date:13. Mrz 2003

Raucher

Meditation

   
 

Raucher kennen das Gefühl nur zu gut, wie unwiderstehlich der Drang zum Glimmstengel ist. 
Da helfen selbst die besten Fastenvorsätze nichts. 
Der blaue Qualm scheint sich im Unterbewusstsein mit bestimmten Situationen des Alltags so zu verankern, 
dass sich die Sucht meldet wie ein Hungergefühl.

Pater Franz Reinisch (*1.2.1903 + 21.8.1942) kannte dieses Gefühl gut.
Er war ein starker Raucher und konnte sich ein Leben ohne Zigaretten eigentlich nicht mehr vorstellen.
Deshalb erwischte es ihn am 3.11.1928 doppelt:

Es war der Tag seines Noviziatsbeginns bei den Pallottinern in Untermerzbach.
Nach dem ersten Gespräch mit dem Novizenmeister wollte der junge Novize seinem Meister eine Zigarette zum Einstand anbieten.
Doch die Reaktion traf ihn wie ein Paukenschlag: „Würden Sie so gut sein und mir alle Tabakwaren abgeben?
Rauchen ist bei uns im Noviziat nicht gestattet.“ Eineinhalb Stangen musste er abliefern, fast 150 Stück.
Das war ein schwerer Schlag.

Dieser unfreiwillige Zigarettenverzicht brachte P. Reinisch an seine Grenzen und wurde so schlimm,
dass er nach drei Wochen auf und davon wollte. Der erste Sprung über die Mauer missglückte.
Vor seinem zweiten Anlauf drehte er noch eine Runde durch den Park und blieb an einer Lourdes-Grotte hängen.
Er stand wie angewurzelt da und kam nicht weiter. Er spürte eine innere Stimme.
Es war ihm, als ob die Gottesmutter ihm zuriefe: „bleib!“ Und er blieb.

Er machte eine Gotteserfahrung mitten in der Nacht seiner Leidenschaft. 

Das lässt auch uns hoffen, wenn wir glauben, es gehe nicht mehr.

Martin Emge