„Rabbuni, ich möchte sehen können“

Von Gott berührt

Bild: Klaus Glas

„Rabbuni, ich möchte sehen können“
Wenn ich diese Bitte an Dich, Jesus, herantrüge,
könnte es mein Leben aus der bequemen und eingefahrenen Bahn werfen.
Und wenn Du, Jesus, mir meine Bitte gewährtest, was würde ich sehen?

Menschen, die nicht mehr miteinander reden.

Menschen, die immer genau wissen, dass der Andersdenkende ein Leugner, Unwissender oder ein boshafter Mensch ist und dass dieser die volle Verachtung verdient.

Eine Erde, die unter der Ausbeutung durch uns Menschen die Lebensbedingungen verändert.

Menschen im Süden, die im Schatten des Wohlstandes des Nordens in Armut leben.

Kriege, die so viel Geld einbringen, dass sie geschickt arrangiert und dann am Leben erhalten werden: werteorientiert selbstverständlich.

…

Möchte ich das alles sehen? 

Wenn Du, Jesus, mir die Augen öffnetest, dann …

müsste ich mich vielleicht wieder mit Menschen versöhnen, die ich eigentlich abgeschrieben habe.

Ich müsste auf Andere zugehen und um Vergebung bitten.

Ich müsste mein Leben gar auf den Kopf stellen und mein Herz für mehr Liebe, Freude und Lachen öffnen. 

Ich müsste mir eventuell überlegen, was ich wirklich brauche und dann auf Vieles verzichten.

Ich müsste mir Gedanken darüber machen, was mein Beitrag für eine gerechtere Welt sein kann, in der alle Menschen menschenwürdig leben können. 

Ich müsste protestieren gegen die Kriege in der Welt, selbst dann, wenn es mir Häme, Ablehnung und Ausgrenzung einbringt.

Ich sage: Rabbuni, ich möchte sehen können“.

Du antwortest mir: „Hab Mut, steh auf, ich rufe Dich“.

Aufstehen, ja, das ist ein guter Anfang!

Amen

Gisela Glas