Date:20. Apr 2008

Papst beten mit Missbrauchsopfern

Zeichen der Zeit

Papst in USA - Presse

Auszug AZ Mainz Titelseite vom 19.04.2008

Die Kirche ist beileibe nicht nur die Kirche der Heiligen und der hehren Ideale, sondern auch die Kirche der Sünder. Wenn ein Papst das zum Programmpunkt während seiner Reise in das mächtigste Land der Erde macht, dann ist das menschlich überzeugend und weckt Sympathien für diese Kirche.

Von den Opfern, mit denen er zusammentraf, ließ er sich harte Worte sagen, etwa dass er ein Krebsgeschwür in seiner Kirche habe. Doch fallen auch Worte, die Heilung andeuten, wenn ein Missbrauchsopfer später kommentiert: „Ich hatte Tränen in den Augen, die ich bislang nicht haben konnte.“

11.000 Kinder und Jugendliche sollen in den vergangenen 50 Jahre von etwa 4.000 Priestern missbraucht worden sein – so das Ergebnis einer Studie, die im Auftrag der amerikanischen Bischöfe erstellt wurde. Ein Schock und ein Glaubwürdigkeitsverlust ohnegleichen für Gläubigen dieses Landes.

Die US-Medien sprachen von einer historischen Geste des Papstes, die man dem nüchternen Deutschen kaum zugetraut hätte. Mit der Geste des Papstes wird kein Übel entschuldigt. Doch kehrt vielleicht die Hoffnung zurück, dass die Kirche nicht nur eine Kirche der Sünder ist.

 

Hubertus Brantzen