Mut zur Vision

Zeichen der Zeit

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Foto: lichtkunst.73 – pixelio.de

Gabriele Oettingen sieht in der Xenophobie – der Angst vor Ausländern und Fremden – ein „ernsthaftes Problem“. Die Biologin und Psychologin führte dazu mit ihrem Team eine Studie durch.

Dabei sollten sich Jugendliche vorstellen, dass an ihrem Wohnort neue Flüchtlings- und Asylantenheime entstehen würden. Die Forscherin fragte direkt, für wie wahrscheinlich sie es halten würden, dass sie die Fremden willkommen heißen würden. Anschließend hatten die Versuchsteilnehmer Gelegenheit, ausführlich über die Nachteile der neuen Situation nachzudenken. Dann zeigte man den jungen Leuten Berichte, die angeblich von Jugendlichen stammten, die ihrerseits bereits gute Erfahrungen mit Migranten gemacht hatten.

Einem Teil der Versuchsteilnehmer wurden die Äußerungen madig gemacht, indem man diese als Schönfärberei bezeichnete. Andere hatten die Gelegenheit über die positiven Statements frei zu assoziieren. Wie erwartet zeigten die Jugendlichen der letzten Gruppe die größte Bereitschaft, sich um ein gutes Verhältnis mit den Fremden zu bemühen – vorausgesetzt, sie waren eingangs davon überzeugt, ihre Angst vor Ausländern überwinden zu können.

Zugegeben: die Wissenschaftler haben hier ein Experiment durchgeführt, bei dem  Entscheidungsprozesse lediglich simuliert wurden. Aber Gabriele Oettingen und ihre Mitarbeiter konnten in zahlreichen anderen Studien zeigen, dass der Weg des mentalen Kontrastierens zu nachhaltigen Verhaltensänderungen führen kann. Dabei wird der Wunsch nach einer guten Zukunft in Kontrast zu den realen Schwierigkeiten gestellt. Um eine Krise zu bewältigen braucht es den Mut zur Vision und den Mut, die Hindernisse beim Namen zu nennen, die es zu überwinden gilt.

Wie wichtig dabei politische und religiöse Führer sind, zeigt das Beispiel des Baptistenpastors Martin Luther King. Mit seiner berühmten Rede „I have a dream“ motivierte er unzählige Menschen, sich für ein Amerika einzusetzen, in dem Gleichberechtigung herrscht. Mehr als 250.000 Menschen – darunter 60.000 Weiße – lauschten im August 1963 seinen Worten: “Ich habe einen Traum. Dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einem Land leben, wo sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilt werden.” Nicht einmal 50 Jahre später zog Barack Obama als erster Afro-Amerikaner in der 232-jährigen Geschichte der Vereinigten Staaten ins Weiße Haus ein.

Klaus Glas

Website Sommerimpulse