Date:20. Okt 2010

Musik ist Trumpf

Kunst · Theater · Literatur

Klavier

Foto: Klaus Glas

Mitten in Franken, in einem kleinen Dorf, liegt Europas größtes Musikhaus. Hinter der Eingangstür der schlicht wirkenden Hausfassade eröffnet sich einem ein verwinkeltes Musikparadies. Viele Besucher streben direkt der Gitarrenabteilung zu. In dem riesigen Raum hängen in vier Reihen übereinander Elektro-Gitarren an der Wand. Besonders hochpreisige Saiteninstrumente befinden sich hinter verschlossenen Türen: Glasvitrinen oder Räume mit großen Schaufenstern. Einige Anfänger klimpern auf der Elekrogitarre, gestandene Band-Musiker probieren einige Riffs. Auf der Galerie hört man eine vertraute Melodie. Ein Musiker spielt auf einer hochwertigen Akustikgitarre „Stairway to heaven“.

Die Tour geht weiter durch einige bunt beleuchtete Gänge. Da hört man klassische Klänge. Eine Dame im mittleren Alter spielt Klavier. Ihr Mann steht dabei und lauscht. Beiläufig schaut er auf das Preisschild – und atmet erst Mal tief durch. Eine Etage höher lassen sich zwei 17-jährige Jungs einen brandneuen DJ-Mixer samt Software vorführen. Im Raum um die Ecke leuchtet es einem golden entgegen: ein, zwei Räume voll mit Blechblasinstrumenten. Irgendwie riecht es auch danach.

Jeder fünfte Jugendliche greift in die Seiten oder Tasten oder bläst ins Horn. Schätzungsweise 20.000 Bands rocken Deutschland. Jugendforschern zufolge schlummern im gemeinsamen Musizieren personale und soziale Ressourcen. Der Spieler einer Band muss die Balance zwischen Selbstverwirklichung und Anpassung finden: sich selber voll einbringen und annehmen, was die andern sagen. Die oft schweißtreibenden Mühen der abendlichen Proben lohnen sich – für den Musiker und die Zuhörer. Gute Musik verzaubert beide.
 

Klaus Glas