Moria und die Räuber

Moment mal – Spur der Woche

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Als ich in dieser Woche die Bilder von Moria aufnehmen und die Diskussionen in unserem Land und in Ländern der EU miterleben konnten und musste, ging mir folgendes Gleichnis durch den Kopf:

Da zog ein Mann den Weg zwischen Jerusalem und Jericho und fiel unter die Räuber. Die raubten ihn aus und ließen ihm kaum noch die Kleider auf dem Leib. Da kam einer vorbei, sah den Mann da liegen und dachte: Warum macht der sich auf diesen gefährlichen Weg? Er schüttelte den Kopf und ging weiter. Ein zweiter kam vorbei, sah den Mann liegen und dachte: Wenn ich dem jetzt helfe, dann denken noch mehr von seiner Sorte, sie könnten diesen Weg wählen. Und zur Abschreckung dieser anderen ließ er ihn liegen. Ein dritter kam vorbei, betrachtete die Fremdheit des daliegenden Mannes und dachte: Wenn ich den jetzt mitnehme, verwirrt er meine eigenen Leute, zieht noch mehr von seiner Sorte hinter sich her und überfremdet meine Familie. Er ging weiter. – Und dann kamen keine weiteren mehr, keine Samariter, keine Malteser und keine von Roten Kreuz …

Es gibt eine Nächstenliebe, Diakonie und Caritas, die Ursachenbekämpfung und ungerechte Strukturen grundsätzlich bedenken muss. Doch es gibt auch eine unmittelbare Nächstenliebe, Diakonie und Caritas, die hier und jetzt nicht wegschaut, sondern zupackt. Oder hatte der Mann aus Nazaret keine Ahnung, wie die Welt wirklich funktioniert?

Hubertus Brantzen