Foto: Birgit Thalheimer
„Heute habe ich wieder einen besonders Schönen gefunden,“ schreibt mir meine Freundin nach ihrem mittlerweile lieb gewonnenen neuen Morgenritual – laufen gehen im Wald – und schickt gleich mal ein Foto mit.
Meine „Morgenfundstücke“ nennt sie die kreativ mit Sprüchen und Mustern versehenen Steine, die der aufmerksame Beobachter derzeit am Wegrand, auf Bänken, Baumstümpfen, in Bachläufen oder einfach in der Wiese finden kann.
Sie sagt, die Vorfreude darauf, wieder einen inspirierenden Spruch oder einen liebevoll gestalteten Stein zu finden, motivierte sie loszugehen, in Bewegung zu kommen in dieser Zeit, in der vieles so lange still stand oder lähmte. Die kleinen geschenkten Botschaften hätten sie fast ein bißchen durch dieses von Kurzarbeit und „social distancing“ geprägte Leben getragen.
Wer genauer hinsieht, der entdeckt sie überall, die kleinen Hoffnungszeichen, Mutmacher und „Stimmungsaufheller“.
Da ist der winzige „bleib gesund“ Hashtag in der oberen Ecke meines Handydisplays, den ich plötzlich entdecke. Oder der Regenbogen, den mein kleiner 6-jähriger Neffe mit Begeisterung an sein Zimmerfenster gemalt hat. Er weiß nicht, dass er damit der „Tutto andra bene“ – alles wird gut- Aktion aus Italien nacheifert, die sich auch bei uns in Deutschland in Windeseile verbreitet hat. Ihm zeigen die Regenbögen, wo noch andere Kinder wohnen, die gerade auch zu Hause bleiben müssen, und es macht ihm, wie so vielen anderen Kindern, Spass, wenn sie auf ihren „Wir-lassen-uns-nicht-unterkriegen-Spaziergängen“ mit ihren Eltern zählen, wie viele Regenbögen sie an den Fenstern sehen.
An vielen Kitas hängen große Banner mit „Wir denken an euch“-Schriftzügen und nicht selten kritzelt jemand mit Kreide irgendwo ein „Passt auf euch auf“ auf den Asphalt.
Es ist faszinierend zu sehen , wie das Bedürfnis, miteinander verbunden zu sein, einander zu motivieren, Zeichen der Hoffnung und Freude zu teilen und uns zu beschenken, so unendlich viel kreative Kraft freisetzt, die ansteckend zu sein scheint.
Meine Freundin hat jedenfalls ziemlich schnell damit begonnen, selbst Steine zu bemalen und auszusetzen, um etwas von der Freude zurückzugeben. Sie hat durch das Posten ihrer „Morgenfundstücke“ auch so einige Menschen in ihrer Umgebung inspiriert, es ihr gleichzutun.
Und die Flut der Steine reißt nicht ab, auch nach fast 3 Monaten findet man immer noch neue …
Mir fällt da das Lied vom Stein ein, der heimlich still und leise ins Wasser fällt und doch so weite Kreise zieht …
Jeder einzelne „Stein“ macht einen Unterschied, ich bin neugierig was mein Stein so alles in Bewegung bringt.
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