Michael Maas, Staufen

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Kinder – und was sie brauchen

Die Vorbereitung auf das Weihnachtsfest gehen auf die Zielgerade. Und damit die Vorbereitung auf die Menschwerdung Gottes. Die Lichter leuchten romantisch in unseren Ortschaften. Tannen finden den Weg in unsere Wohnungen und in die Kirchen. Plätzchen werden gebacken. Viele freuen sich auf festliche Gottesdienste, die wir so feierlich gestalten, wie es in Pandemiezeiten eben geht.

Gott begegnet uns dabei nicht zuerst als derjenige, der verkündigend und heilend umherzieht und die Massen begeistert. Er kommt in unsere Welt als kleines Kind. Grund genug, den Blick mal auf diejenigen zu richten, die in dieser Pandemie besonders zu leiden haben, aber recht wenig Beachtung finden: die Kinder.

Es ist natürlich richtig und notwendig, dass wir in diesen Zeiten allen, die im Gesundheitswesen arbeiten, Beachtung schenken; dass wir darauf achten, dass Unternehmen ihre wirtschaftliche Existenz behalten und vieles andere mehr.
Zunehmend wird jedoch deutlich, wie stark Kinder unter den Maßnahmen zu leiden haben, die ihnen von der Gesellschaft und Politik auferlegt werden – und deren Sinnhaftigkeit zumindest an einigen Stellen doch hinterfragt werden kann.

Da höre ich von einigen Jungs, die in einer meiner neuen Pfarreien den Ministrantendienst aufgeben wollen, weil ihnen die Gemeinschaftserfahungen fehlen, die bei den Minis immer wichtig waren. Seit nunmehr fast zwei Jahren fehlen sie ihnen. Da berichtet eine Mutter davon, dass ihre Tochter, die seit anderthalb Jahren ein Musikinstrument lernt, noch nie die Gelegenheit hatte, ihr Können anderen zu zeigen, weil es keine Auftrittsmöglichkeiten gibt. Überall wird es frustrierend. Kinder und Jugendliche ziehen sich zurück.

Junge Menschen, die normalerweise Leichtigkeit in ihrem Leben ausstrahlen und auch brauchen, sind zunehmend introvertiert – im besten Fall. Im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald in dem mein neuer Einsatzort liegt, haben ein Drittel der Kinder und Jugendlichen bei einer Umfrage angegeben, dass sie unter psychischen Problemen leiden. Das kann und darf uns als Kirche aber auch der Gesellschaft im Gesamten nicht egal sein.

Wir können nicht das kleine Kind in der Krippe bestaunen, ohne die Not der Kinder heute zu sehen. Deshalb gilt es, das ein oder andere an Maßnahmen zu überdenken, die vor Corona-Infektionen schützen sollen und das Leben der jungen Menschen einschränken – und die oftmals noch nicht einmal von der Politik vorgegeben sind. Denn es gibt nicht nur eine Krankheit und Kinder dürfen nicht diejenigen sein, die noch lange Zeit die Leidtragenden sein werden.

Pfarrer Michael Maas, Staufen

siehe Veröffentlichung: basis-online.net