Meinen Sie Zürich zum Beispiel
sei eine tiefere Stadt,
wo man Wunder und Weihen
immer als Inhalt hat?
Meinen Sie, aus Habana,
weiß und hibiskusrot,
bräche ewiges Manna
für Ihre Wüstennot?
Bahnhofsstraßen und rue’en,
Boulvards, Lidos, Laan,
selbst auf den fifth avenue’en
fällt Sie die Leere –
Ach, vergeblich das Fahren!
Spät erst erfahren Sie sich:
bleiben und Stille bewahren
das sich umgrenzende Ich.
denn “Reisen” ist ein altes Motiv
für Inspiration, Aufbruch,
Erweiterung des Horizonts.
Dies alles kann Reisen auch sein,
für Dichter und uns Alle.
Doch hier geht es um mehr.
Zu uns selber führt der Weg
nicht über das bloße Reisen.
Zu uns selber gelangen wir
durch Sich-Bescheiden
(“bleiben und stille bewahren/
das sich umgrenzende Ich”).
Zutiefst religiöse Erfahrungen und Haltungen,
die wir mit Demut und Dankbarkeit meinen
– auch wenn das Bewahrtsein in Gott
Benn als kritischem Philosoph und Arzt
wohl fern bleibt.