Foto: Nicole Elß
Vorsichtig tragen wir unseren Baum am Heiligabend in die Stube. Draußen ist nasskaltes Wetter, kein Frost. Eigentlich schade, dass an Weihnachten kein Schnee liegt, aber ich bin froh für unseren Baum.
Vor zwei Jahren stand er am Straßenrand, ein kleiner Weihnachtsbaum im Topf. Am frühen Abend, als die Nacht schon ihre Schatten geworfen hatte, ging ich los, um ihn zu retten, denn er wartete auf die Müllabfuhr am nächsten Morgen. Der Baum tat mir leid, kaum gewachsen und schon weggeworfen. Seit ich das Märchen „Der Tannenbaum“ von Hans Christian Andersen gelesen habe, tut es mir um jeden Baum leid, der als Weihnachtsbaum sein Leben lassen muss.
Voller Hoffnung trug ich den Baum also in unseren kleinen Garten. Ob er weiterleben oder eingehen wollte, würde sich schon zeigen. Im Frühling belohnte er mich mit grünen Trieben an den Zweigen. Ich freute mich sehr.
Dann kam die Weihnachtszeit. Ich beschloss, dass dieser Baum unser Weihnachtsbaum sein sollte. Meine Kinder schauten verdutzt; „Was, dieser kleine Baum, soll unser Weihnachtsbaum sein?“ In der Tat: Er ist klein. Und etwas krumm. Wir setzten uns zusammen auf das Sofa und ich begann ihnen das Märchen vom Tannenbaum vorzulesen. Es berührte nicht nur mich, zum Glück auch die Kinder. Im Anschluss, durften sie ihn schmücken und keiner wollte mehr einen anderen Baum.
In diesem Jahr war es völlig klar, dass es wieder unser Baum sein wird, der die Stube an Heiligabend in weihnachtlichem Glanz erstrahlen lassen darf. Er ist sogar ein Stück gewachsen. Wir stellen ihn nah ans Fenster, damit er Tageslicht abbekommt. Wenn uns die Kinder als Sternsinger besucht haben, darf er wieder nach draußen in den Garten: Sonne, Luft und Regen atmen und zuhören, wenn die Spatzen und Meisen ihre Lieder trällern. Darum bin ich froh, dass dieser Tage kein Frost ist. So kann sich unser Baum allmählich an den Winter draußen gewöhnen.
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