„Mehr Fortschritt wagen“ – Das Zitat ist das Motto der neuen Bundesregierung. Der Begriff ist vielschichtig, nebulös. Worin besteht das Wagnis? Wohin schreiten wir fort? Auf die Aufhebung möglichst vieler ethischer Tabus? Auf eine technologisch-technokratisch angemaßte Zukunft? Dominiert von Gottvergessenheit, Gottesleugnung, Gottesverniedlichung?
In den Köpfen und Schubladen derer, die politische Ansagen und Agenden machen, flankiert von massenmedialer Unterstützung, wird teils kräftig gewerkelt an einer „gottfreien“ Weltgestaltung. Diese ewige Rücksichtnahme auf ein Phantom – ist sie nicht lästig? Der Mensch im Rausch vermeintlicher Autonomie ist das Maß der Dinge. Statt „An Gottes Segen ist alles gelegen“ – „Wir machen uns eine Welt, wie sie uns gefällt!“ (Pippi Langstrumpf). Wir schaffen das selbst, wenn wir zusammenhalten! Gegen den so erzeugten Druck der Masse stemmt sich dann wieder eine andere Masse…
Als ChristInnen sind wir ganz anders unterwegs – als einzelne Individuen, als Hirten, „Sterndeuter“. Wer hat sie uns eingegeben die Sehnsucht nach dem Geheimnis? In den drei Weisen finden wir uns wieder: auf unserer Pilgerreise, den einen Stern vor Augen. Er ist nicht parteiisch, er scheint auf die gesamte Erde, von außen, quasi von neutraler höchster Stelle. Da, wo er stehenbleibt, über dem Stall, dem Christkind in der Krippe und der ganzen Szenerie, offenbart sich dem Staunenden im Kontext von vorher und nachher das Einmalige: „Lumen gentium“, Licht der Völker, Friedensfürst, Freiheitsgarant, Freudenaus- und -einlöser, Heiland, Mann am Kreuz, Auferstandener, Todesbezwinger! Er ermutigt nicht nur zu Lösungen, er verheißt glaubwürdig Er-Lösung, Rettung im Ganzen!
Wir setzen auf eine neue Epiphanie Christi, Menschwerdung Gottes als wahre Herzmitte der globalen Zivilisation. Wir erhoffen politisch-ökonomisch-ökologische Erneuerungen, wirken daran mit, doch nicht ohne eine geistlich-kulturelle Unterbrechung: dass Weihnachten die Herzen verändert, wir den “personifizierten” Gott unter, in uns finden.
Manches ist noch unentdeckt im Christentum, manches wartet auf Neuentdeckung. Der Forscher- und Pilgerweg führt über Umwege, über Holz- und Abwege, bisweilen ist der Stern verborgen, aber nicht erloschen. Und das Überraschende: Gottes Spuren verschwinden nicht, sie kommen uns entgegen – jede Stunde, jeden Tag, jedes Jahr. Er ist der präsente Baumeister der Zeit, der Ordnung und des Friedens auf Erden.
Wir haben den Weckruf gehört, und in uns wächst das Gespür für den Anspruch, die Aktualität der unscheinbaren Szene im Stall. Verweilen wir noch (und warum nicht das ganze Jahr?) vor dem Bild der Anbetung der Könige – mit Maria und Josef. Beten wir an, dem Ziel zugewandt! Trauen wir uns Entwicklung zu, neugierig entschlossen.