Markus Hauck, Würzburg

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Korruption

Beim Fußball ist es klar geregelt: Wer einen groben Regelverstoß begeht, bekommt die Rote Karte gezeigt und ist aus dem Spiel. In der Politik scheinen diese Standards nicht zu gelten. Ich rede hier nicht über Politiker, die sich beim Schreiben ihrer Doktorarbeit nicht an die wissenschaftlichen Gepflogenheiten gehalten und – ob aus Nachlässigkeit, Versehen oder purer Absicht – nicht alle Quellen genannt und sich daher mit fremden Federn geschmückt haben.

Viel schlimmer finde ich die sich häufenden Fälle von Korruption im politischen Betrieb, weil sie Gift für die gesamte Gesellschaft und nicht nur Betrug an der Wissenschaft sind. Politiker, die mit ihren Diäten weit über dem Durchschnittseinkommen der Bevölkerung liegen, lassen sich beispielsweise für Dinge, die das Volk ganz selbstverständlich von seinen Vertretern in den Parlamenten erwarten darf, fürstlich zusätzlich entlohnen. So mehrfach in der Corona-Pandemie geschehen, zum Beispiel dafür, dass sie über ihre Kontakte zu einem Lieferanten die damals knappen Schutzmasken beschafften. Auf Normalbürger übertragen, würde dieses schlechte Beispiel heißen: Beim Metzger müsste ich eine monatliche Pauschale zahlen, um überhaupt einkaufen zu dürfen. Dann kostet es einen satten Zuschlag, will ich überhaupt bedient werden, und wenn die Ware dann auch noch genießbar ist, gleich noch einmal.

In meinen Augen noch eine ganz Spur dreister ist das Verhalten, das Österreichs inzwischen ehemaliger Kanzler Sebastian Kurz laut Berichten zahlreicher Medien an den Tag gelegt haben soll: Mit staatlichen Geldern, so der Vorwurf, habe er Umfragen bezahlt, die ihm vor den Wahlen einen deutlichen Vorsprung gegenüber den Konkurrenten bescheinigten und so die Wahlen massiv beeinflusst haben sollen.
Unappetitlich, beschämend und für jeden kultivierten Menschen unerträglich ist die Art und Weise, wie er sich laut Chatprotokollen über seine politischen Gegner geäußert hat. Der Ex-Kanzler wird zukünftig aus der zweiten Reihe die Politik seines Landes führen. Neue Verpackung, gleicher Inhalt? Echte Reue sieht anders aus.

Aber zurück zum Übel Korruption. Klar ist: Politiker, die durch ihr Tun den Eindruck erwecken, dass sie ihr Amt in erster Linie für ihren persönlichen Vorteil und zum Sichern ihrer Macht nutzen, fördern den Verdruss beim Wähler. Wenn es zudem Politiker sind, die sich in ihren Sonntagsreden gern auf die christlichen Werte und deren Bedeutung berufen, dann fügen sie dabei auch dem Christentum und der Kirche Schaden zu. Beim Fußball würde der Schiedsrichter sie vom Platz schicken.

 

Markus Hauck
Leiter der Pressestelle des Bistums Würzburg

Kommentar aus: basis-online.net