Markus Hauck, Würzburg

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Die Katastrophe

Wo einst Häuser standen, klafft eine Lücke im Erdreich. Autos liegen wie Spielzeuge kreuz und quer übereinander. Straßen, Brücken und Schienen sind zerbröselt oder bizarr verbogen. An anderer Stelle sind Türen und Fenster im Erdgeschoss mannshoch von Geröll verschüttet. Über 160 Tote und viele Verletzten sind nach den Fluten im Westen und Südosten Deutschlands zu beklagen, und etwa 3000 Personen ist bislang der Verbleib nicht geklärt.

Innerhalb weniger Tage hatten wir jetzt gleich zweimal Jahrhundertfluten in Deutschland, also Ereignisse, die dem Begriff nach nur alle paar Generationen geschehen. Nachweislich ist auch in unseren Breiten die Durchschnittszahl von Tagen mit mindestens 30 Grad von etwa fünf im Jahre 1955 auf zwölf im vergangenen Jahr angestiegen.

Im öffentlichen Bewusstsein hat das bislang keine Rolle gespielt. Erst die Dramatik der jüngsten Ereignisse bringt langsam die Erkenntnis: Der von Wissenschaftlern seit fast 40 Jahren angekündigte Klimawandel ist real. Und auch Deutschland, ein reiches und technisch hoch entwickeltes Land, kann sich trotz allen Könnens und Habens den Auswirkungen nicht entziehen.

Für mich ein deutliches Wecksignal: Wenn das Elend von gehäuften Dürren und Überflutungen in den Ländern des Südens uns bislang kalt gelassen haben sollten, spätestens jetzt, wo die Natur uns die Auswirkungen von „immer mehr“ und „nach uns die Sintflut“ aufzeigt, ist es an der Zeit, gegenzusteuern.

Wenn wir glauben, dass Gott der Urgrund dieses Planeten und der Geschöpfe, die darauf leben, ist, dann gebietet der Respekt einen Umgang mit der Schöpfung, der nicht das kurzfristige Eigeninteresse in den Mittelpunkt stellt – auch dann nicht, wenn es sich als vermeintliche „wirtschaftliche Zwänge“ verkleidet.

Und wenn wir die Rede von den Menschen als Gottes geliebte Kinder ernst nehmen, darf uns die Not der Armen in Afrika, Südamerika oder Asien erst recht nicht unberührt lassen. Sie sind noch viel wehrloser den Folgen der menschengemachten Klimafolgen ausgesetzt als die Menschen in den Industrienationen.

Ob wir das Ruder noch rechtzeitig umreißen können? Ich weiß es nicht. Es nicht mit aller Kraft zu versuchen, wäre in jedem Falle eine Schande.

Markus Hauck
Leiter der Pressestelle des Bistums Würzburg

Kommentar aus: basis-online.net