Date:09. Okt 2005

Macht des Gedächtnisses

Meditation

 

Groß ist die Macht des Gedächtnisses,
gewaltig groß, mein Gott,
ein Tempel, weit und unermesslich.
Wer kann es ergründen?
Eine Kraft meines Geistes ist’s,
zu meiner eigenen Natur gehörig,
aber ich vermag nicht ganz zu erfassen,
was ich bin.
Ist denn der Geist zu eng,
sich selbst zu fassen?

Da steigt ein großes Verwundern in mir auf,
Staunen ergreift mich.
Und die Menschen gehen hin
und bewundern die Bergesgipfel,
die gewaltigen Meeresfluten,
die breit daherbrausenden Ströme,
des Ozeans Umlauf
und das Kreisen der Gestirne
und vergessen darüber sich selbst.

Augustinus

aufgeschrieben im Jahre 397-398 n.Chr.
(Bekenntnisse, S. 256)