Bild: Ernst Plum (1915 – 1963) Foto: Privat
Der Mainzer Priester Ernst Plum starb 1963 völlig unerwartet mit 48 Jahren in der Baugrube des Ketteler-Kollegs in Mainz.
In seiner Jugend zum Reichsarbeitsdienst gezwungen, wird diese Zeit für ihn und andere Theologiestudenten zum Diakonat im Arbeitslager. Kleine Gruppen, Freundeskreise, die sich zum Gespräch treffen. Pfingsten 1936 erlebt er in Kolberg an der Ostsee. Nach dem Konzept der „Wandernden Kirche“ treffen sie den evangelischen Seelsorger der Stadt ebenso wie den Berliner Bischof Graf Preysing und machen eine gemeinsame Fahrt mit dem Kutter auf der Ostsee. Ein prägendes Erlebnis: Abstoßen vom Land, mit allem Alltagskram, Tuchfühlung mit den Gleichgesinnten‚ in einem Boot‘…. Die Einsicht wächst, dass Freundschaft allein nicht genügt. Es braucht den größeren Kreis.
Im gleichen Jahr erlebt Ernst Plum mit anderen dazu auserkorenen Theologiestudenten Hitlers Reichsparteitag. Sarkastisch fragen sie sich untereinander: Fährst du auch zum Reichstheologentreffen nach Nürnberg? Die gigantische Inszenierung des Führerkultes lässt sie fragen: Können wir als Kirche uns dieser gottfremden, gottunfähigen Welt öffnen? Können wir sie durchdringen oder müssen wir daran zugrunde gehen?
Als Sanitäter an der Ostfront kehrt er aus russischer Gefangenschaft kahlgeschoren und bereits tot geglaubt zurück. Und erkennt die Notwendigkeit einer neuen Seelsorge. Frankreich ist für ihn dabei Vorbild. Die Petits Frères, die Mission de France und insbesondere die Arbeiter-Priester faszinieren ihn. 1958 arbeitet Plum bei dem Lumpen-bügelnden Weihbischof Ancel in einer Fabrik. Und lernt als Prêtre ouvrier in den Docks von Marseille die Arbeit des Dominikanerpaters J. Loew kennen. Mit Genehmigung und Auftrag der Mainzer Bischöfe.
Loew widmet dem Verstorbenen einen Aufsatz: „L’équipe, Instrument d’Apostolat“. Kleine priesterliche Gemeinschaften als Kern ihres seelsorglichen Wirkens, nach dem Vorbild der biblischen Zwölf. Überschaubar und persönlich, mit Nähe zu den Menschen vor Ort, nicht als abgehobene Verwalter aus der Distanz.
Dem bürgerlichen Milieu, so glaubt Ernst Plum, darf sich der Seelsorger und insbesondere der Spätberufene nicht allzu sehr angleichen: „Das braucht noch kein Standesdünkel zu sein – aber sie verleugnen ihre Herkunft und streben mit Riesenschritten ins Akademische (oder Pseudoakademische) – als ob das Priestertum damit überhaupt etwas zu tun hätte.“ Sagt der Mann, der für sein Abendgymnasium, das damals noch vor allem Spätberufenen das Abitur ermöglichen sollte, sein Leben lässt. „La Mannschaft“ ist nicht nur im Fußball ein Weg mit Erfolgschancen.
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