Auf dem Jakobsweg in Frankreich – Foto: privat
Spätestens jetzt wird im Straßenbild unserer Städte und Dörfern sichtbar, dass die Bundestagswahlen (und bei uns in Hessen zusätzlich noch die zeitgleich stattfindenden Landtagswahlen) in die heiße Phase gekommen sind. Denn die Wahlkampfplakate der Parteien sind mittlerweile aufgehängt. In unseren sowieso schon mit Werbung aller Art zugekleisterten Innenstädten und auf den wichtigen Zugangsstraßen kommen also jetzt noch mehr Plakate dazu. Und dazu die Wahlwerbung in den Medien, die Infostände der Parteien auf den Plätzen, und, und, und … Und das sonstige Werbegeschäft läuft ja auch weiter.
Im Juli waren meine Frau und ich noch unterwegs auf dem Jakobsweg in Frankreich – von Cluny nach Le Puy-en-Velais. An manchen Tagen sind wir tagsüber durch keinen Ort gekommen oder haben nur ganz kleine Dörfer gestreift. Ansonsten eine großartige Natur, Stille, Weite, intensive Eindrücke von Land und Menschen, Konzentration auf das Wesentliche. Im Nachhinein wird mir wieder bewusst, wie wohltuend diese Tage für uns waren. Was für ein Kontrast zu dem, was jetzt in Wahlkampfzeiten wieder verstärkt zu erleben ist: der unaufhörliche Wust von Informationen, mit denen wir zugeschüttet werden, die aufdringlicher Werbung, die irgendwann nur noch nervt, die lauten und schnellen Alltagsrhythmen, in denen wir leben.
Die Kandidatinnen und Kandidaten, die mir auf den Wahlplakaten entgegen schauen, stehen in den nächsten Wochen unter Dauerstress. Vielleicht hatten sie in den vergangenen Wochen auch eine Zeit gehabt, um durchzuatmen und konnten dabei ähnliche Erfahrungen machen wie wir jetzt auf dem Jakobsweg. Zu wünschen wäre es ihnen – gerade jetzt.
Ah ja, und zur Wahlurne werde ich im September gehen, trotz nervenden Wahlkampfgetümmels!