Foto: H. Brantzen
Zwei Gedichte, die ich in der Stadtbahn Stuttgart abgeschrieben habe, weil sie mir besonders gefielen. Sie reden vom Leben der Menschen und seinen Beziehungen und suchen dem Rätsel etwas auf die Spur zu kommen. Spurensuche eben.
Wieviel kann ein Mensch ertragen,
wenn er allein ist?
Wieviel ertragen zwei Menschen,
halbiert sich die Last
bleibt sie gleich, wird sie größer?
Wird zu dritt die Belastung
nicht neunmal mehr, bleibt sie
gleich oder ist sie
durch drei zu teilen?
Wie steht es mit vier, zehn,
tausend Menschen?
Ab welcher Zahl ist einer
wieder allein
und wieviel erträgt er?
Christoph Wilhelm Aigner *1954
In: Weiterleben. Gedichte. Otto Mueller Verlag Salzburg
Eine sterbliche Hülle,
so heißt es,
aber was war drin?
Die Psyche,
sagen die Psychologen,
die Seele,
die Seelsorger,
die Persönlichkeit,
sagen die Personalchefs.
Dazu die Anima,
die Imago, der Dämon,
die Identität, das Ich,
das Es und das Überich.
Der Schmetterling,
der sich aus diesem Gedrängel
erheben soll,
gehört einer Art an,
von der wir nichts wissen.