Bonifatius vor dem Mainzer Dom – Foto: Plum
Reihe: Blick auf die Kirche – Innenansichten
Vom Glauben sprechen
Man muss vom Glauben sprechen, damit eine Krise durchgestanden werden kann
Im Advent 2014 hielt Papst Franziskus eine Rede vor dem inner circle der römischen Kurie. Er wünschte zunächst allen Mitarbeitern Segen und weihnachtliche Freude, bedankte sich für den täglichen Einsatz der Brüder und Schwestern weltweit und bat um Vergebung für das, was er an Gedanken, Worten, Werken und Unterlassungen begangen habe. Freundliche und warmherzige Worte und sicher auch genau so gemeint. Aber danach kam das, was früher am Nikolausabend aus dem großen Buch vorgelesen wurde. Der Papst trug eine Liste von pathologischen Auswüchsen der Kurie vor und die hatte es in sich. Als Seelsorge und Hirte nennt Papst Franziskus immer gleich die indizierte Therapie.
Wer hat in Deutschland vor vier Jahren diese Rede gehört, gelesen, weiterverbreitet?
Am 21. Dezember 2020 sagt der Papst zum gleichen Thema:
„Brüder und Schwestern, diese Reflexion über die Krise warnt uns davor, die Kirche vorschnell nach den Krisen zu beurteilen … Gott lässt auch weiterhin den Samen des Gottesreiches in unserer Mitte gedeihen. Hier in der Kurie gibt es viele, die mit ihrer bescheidenen, diskreten, geschwätzlosen, stillen, loyalen, professionellen und ehrlichen Arbeit Zeugnis ablegen. Viele sind unter euch, danke. Auch unsere Zeit hat ihre Probleme, aber ebenso gibt es das lebendige Zeugnis dafür, dass der Herr sein Volk nicht im Stich gelassen hat. Der einzige Unterschied ist, dass die Probleme sofort in den Zeitungen landen – das passiert alle Tage – während die Zeichen der Hoffnung erst nach langer Zeit Schlagzeilen machen und das auch nicht immer.“
Eine Krise muss als solche benannt werden. Aber sich allein über eine Krise zu definieren, das hilft keinem, sie zu überwinden. Übrigens hat das auch die Weihnachtsansprache der Queen im Dezember 2020 deutlich gezeigt. Man muss vom Glauben sprechen, damit eine Krise durchgestanden werden kann. Kein Zufall, dass diese Ansprache der Königin viel Respekt eingetragen hat.