Kirchenjahr war gestern. Folklore ist überholt – oder? Kirchenjahr und Brauchtum, Feste und Heiligenkalender der Kirche – das interessiert so manche nicht mehr, die Gottesdienste planen und gestalten. Kirchenjahr war gestern. Tagesaktualität ist heute.
Liturgischen Farben und Heiligengedenktage fallen bei vielen unter Folklore. Professoren für Pastoraltheologie bezeichnen selbst apostolische Sukzession schon mal als reine Folklore. Alles ist erlaubt.
Trotzdem schimmert manches im kirchlichen Alltag noch durch. Aber gesprochen wird oft über ganz anderes. Wir müssen uns nicht wundern, dass zwischen Liturgie, Kirchenraum und Alltagsleben kein Bezug mehr hergestellt wird. Fasten? Das machen Muslime. Fastenzeit? Da soll man mit dem Rad fahren und gesund leben. Woher die besondere Prägung der Zeit vor Ostern kommt, worauf sie abzielt, das alles war gestern. Heute ist Deko. Violett.
Und selbst die „Deko“ wird oft vom Marketing überflügelt. So manche Innenraumgestaltung unserer Kirchen wirkt lieblos. Man holt immer die gleichen Dinge hervor, ohne darauf zu achten, wie angestaubt manches wirkt. Da stehen Grünpflanzen herum, wo sie nicht hingehören. Da sind Schaukästen verwaist, der Schriftenstand seit Monaten nicht mehr angerührt worden. Natürlich, es fehlen überall die Ehrenamtlichen, die Zeit für diese Dinge investieren. Aber ich bin sicher, es gibt den Wunsch in unseren Gemeinden, dass der eigene Kirchenraum „schön“ ist. Und es gibt Gemeinden, da spürt man das schon am Eingang.
Es braucht gar nicht viel, um Traditionen mit Leben zu füllen. Und wenn man dann ein paar Worte darüber spricht, warum man das macht – dann leuchtet das auch jungen Menschen ein. Und gerät nicht in Vergessenheit oder wird überlagt von künstlich geschaffenen Gedenktagen. Tag des Baumes, des Buches oder Tag des Bieres…
Wir könnten dagegenhalten: Am 25. April erinnern wir an den Evangelisten Markus. Das älteste Evangelium, ist doch wichtig. Der 5. August erinnert an eine römische Basilika, oder ist Vortag von Verklärung des Herrn. Stoff genug für Kunstgeschichte und Theologie. Und da der 23. April als Welttag des Buches ausgerufen ist, könnte man mal wieder einen Tag der Bibel planen, für Jung und Alt. Traditionen müssen nicht vorgestrig sein, wenn wir sie nur mit Leben füllen.