Date:02. Mrz 2008

Kein Kavaliersdelikt

Zeichen der Zeit

Bundesweite Razzien gegen Steuersünder

Ausschnitt aus der Titelseite der AZ | Mainz vom 19.02.2008
 

Man hat sie erwischt. Steuerfahnder, Staatsanwälte und Hunderte Polizisten untersuchen Wohnungen, Büros und Unterlagen, um herauszufinden, wer sein Geld nach Lichtenstein verschoben hat, um Steuern zu sparen.

Jeder Steuerzahler kann begreifen und nachfühlen, wie weh es tut, wenn vom gut verdienten Geld jede Menge an den Staat geht. Doch der genannte Vorgang sprengt die Toleranzgrenzen. Wie viel muss jemand verdienen, wenn er Millionen Steuern sparen kann!

Hier einige Überlegungen für solche, die nicht gerne Steuern zahlen, es dennoch gewissenhaft tun:

Schon Aristoteles bezeichnet den Menschen als ein „zoon politikon“, als ein „soziales (oder: politisches) Wesen“ (lateinisch: „ens sociale“). Er fasst damit die Erfahrung zusammen, wie sehr die Menschen auf gegenseitige Hilfe angewiesen sind.

Das jüdisch-christliche Menschenbild zeichnet einen weiteren, vertiefenden Aspekt: Der Mensch ist Gottes Ebenbild. Auch und gerade in seinem Gemeinschaftsbezug ist der Mensch als Person das Ebenbild Gottes. Der Mensch als Einzelner kann nicht angemessen das Abbild des dreifaltigen Gottes darzustellen. Der einzelne Mensch braucht das „Du“, um in der Erfahrung des „Wir“ seine eigene Identität, sein „Ich“, zu finden.

Das bedeutet Verantwortung füreinander. Wer viel besitzt, hat auch viel Verantwortung für andere. Wer mehr besitzt, hat auch mehr Verantwortung für die, die weniger haben. In unserem modernen Staat ist das nicht zuletzt über die Steuern geregelt.

Die Gegenkonzeption: „Homo homini lupus“ – „Der Mensch ist des Menschen Wolf.“ Das Zitat des römischen Komödiendichters Plautus (ca. 250 v.Chr. – ca. 184 v.Chr.) wurde vom englischen Staatstheoretiker und Philosophen Thomas Hobbes aufgegriffen. Die Bedeutung des Satzes: Der Mensch verhält sich gegenüber seinen Mitmenschen unmenschlich.
Im Blick auf die Steuerfrage wird niemand behaupten, dass einer der Steuersünder wie ein Wolf den Mitbürgern an die Kehle springt. Indirekt entzieht er dennoch die Mittel, mit deren Hilfe der Staat jene unterstützen kann, die um unteren Ende der Erfolgsskala leben. Im Klartext: Steuern hinterziehen ist asozial.

Hubertus Brantzen

Informationen:

http://www.stjosef.at/artikel/mensch_als_soziales_wesen.htm

http://de.wikipedia.org/wiki/Homo_homini_lupus

 

Klaus Glas